Mittwoch, 5. Juni 2013

Bitterzart von Gabrielle Zevin


„Bitterzart“ von Gabrielle Zevin, im Fischer Verlag erschienen, war eines meiner Wunschbücher. Und dank „Blogg dein Buch“, die uns für eines der zahlreichen Rezensionsexemplare ausgewählt haben, konnte ich das Buch einige Tage später in der Hand halten. Auf 544 Seiten können wir eine Welt, in der Schokolade und Kaffee illegal sind, und eine taffes junges Mädchen namens Anya Balanchine erleben.
New York 2083: Die Stadt ist pleite, Rohstoffe wie Papier sind knapp und Kaffee und Schokolade sind illegal. Was würdest du tun? Anya Balanchine muss sich um ihre Geschwister Natalya (Natty) und Leo sowie ihre kranke Großmutter kümmern. Denn obwohl Leo ihr großer Bruder ist, ist er nach einem Attentat geistig behindert. Und somit ist Anya nun das Familienoberhaupt der Balanchines. Doch damit nicht genug. Anya befindet sich in einer Beziehung zu Gable, einem Typen, der definitiv nicht gut für sie ist. Er stiehlt ihre Schokolade, und wäre Leo nicht im Zimmer erschienen hätte er sie vermutlich noch zum Sex gezwungen. Daraufhin trennt sich Anya von Gable. Dann ärgert sich Anya noch mit ihrer restlichen Familie rum und in der Schule muss sie Strafdienst verrichten, weil sie ihrem jetzigen Ex-Freund heiße Lasagne über den Körper schüttete. Zum Glück steht ihr ihre beste Freundin in jeder Lebenslage bei und es taucht auch noch ein neuer Schüler mit Namen Win in der Schule auf, der sie zwar anfangs nicht weiter zu interessieren scheint, aber dem sie sich doch verbunden fühlt. Doch es gibt ein Problem. Er ist der Sohn des Oberstaatsanwalts und steht somit auf der anderen Seite des Gesetzes als sie und ihre Familie. Außerdem steht ihre beste Freundin Scarlet auf ihn, was Win für sie zu einem Tabu macht. Es ist Anya natürlich nicht vergönnt etwas Normalität in ihr Leben zu bringen, denn kurze Zeit später wird Gable ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: Vergiftung. Die Schokolade, die er von Anya gestohlen hatte, war vergiftet. Sie wird daraufhin in das Gefängnis „Liberty“ gebracht und in den Keller gesperrt. Scarlet und Win halten auch in dieser Lebenslage zu ihr. Als raus kommt, dass sämtliche Schokolade vergiftet war, wird Anya frei gelassen und lernt auf diesem Weg den Vater von Win kennen, der ihr von einer romantischen Beziehung zu Win abrät. Die Zwei halten sich nicht an den Rat von Charles Delacroix und beginnen eine Beziehung, die aufgrund von Anyas katholischen Glauben eher harmlos bleibt. Es scheint, als hätte Anya endlich ein bisschen Glück, doch dann bricht das Chaos aus und Anya muss sich entscheiden, wem sie vertrauen kann...

Ich ging mit einem guten Gefühl an das Buch. Der Klappentext versprach eine sehr neue und spannende Geschichte mit interessanten Charakteren. Leider wurde ich etwas enttäuscht. Natürlich ist die Geschichte auf ihre Art und Weise neu und ich entdeckte sehr viel Potential in den Ideen der Autorin, aber leider wurde dieses nicht vollkommen ausgeschöpft. Die Beschreibungen der Gesellschaft wirkten unvollständig. Politische, soziale und gesellschaftliche Elemente wurden sehr oberflächlich erklärt bzw. behandelt. Zum Glück konnten die Charaktere dieses Manko wettmachen. Anya musste schon sehr früh erwachsen werden, da sie sich um ihre Geschwister und ihre kranke Großmutter „Nana“ kümmern muss. Sie wirkt einerseits sehr fortschrittlich, andererseits etwas engstirnig, da sie sich zum Beispiel mit der für sie sehr neumodischen Führung von der Priesterin ihrer Schule nicht anfreunden will. Ich finde es sehr interessant, wenn solche Gegenseitigkeiten sich in einer Person konzentrieren. Ich konnte mich gut in Anya hinein versetzen, auch wenn mir ihr katholischer Glaube fremd war. Das perfekte Gegenstück dazu ist Win. Er kommt aus einer sehr bodenständigen Familie, auch wenn sein Vater der Oberstaatsanwalt ist. Win hat keine Vorurteile und er ist sehr offen in seinen Handlungen, seinen Überzeugungen und für neue Ideen. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und ein Junge, in den sich die meisten Mädchen verlieben würden. Auch die eigentlichen Nebenfiguren und ihr Charakter wirken sehr ausgeklügelt. Scarlet, die beste Freundin von Anya, ist keck und lebhaft. Auf manche könnte sie etwas naiv wirken, doch unter ihrer Oberfläche, denke ich, ist sie ein sehr intelligentes und aufgewecktes Mädchen. Von Gable weiß ich nicht was ich halten soll. Man kann nicht wirklich erkennen, ob er seine Taten bereut. Somit bleibt er ein kleines Geheimnis und jeder muss für sich selbst entscheiden, was er von Anyas Ex-Freund hält. Auch die Konstellation der Familienmitglieder ist Gabrielle Zevin sehr gut gelungen. Zwar sind ein behinderter Bruder und eine todsterbenskranke Großmutter nichts Revolutionäres, aber es hat mich emotional sehr angesprochen. Ich finde die Idee, dass drei Geschwister in einem Mafia-Milieu aufwachsen müssen wirklich bahnbrechend, da ich so eine Geschichte vorher nicht gekannt habe. Mit ihrem Schreibstil konnte Gabrielle Zevin bei mir ebenfalls punkten. Dieser ist sehr flüssig und lückenlos. Ihre Beschreibungen sind plausibel und nachvollziehbar.

Auch wenn einiges an Potential verschwendet wurde, ist diese Liebesgeschichte durchaus gelungen und ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der keine Furcht hat, in eine Geschichte abzutauchen, in der Schokolade und Kaffee illegal sind.
 

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