„Bitterzart“ von Gabrielle Zevin war eines meiner Buch-Highlights im Frühling diesen Jahres. Umso mehr freute ich mich daher auf den 2. Band, der den Namen „Edelherb“ trägt. Als ich es dann viele Tage vor dem Erscheinungsdatum das Rezensionsexemplar vom Fischer Verlag erhielt, war ich natürlich, salopp gesagt, aus dem Häuschen, denn nun konnte ich wieder in das New York im Jahre 2083 reisen und Anya Balanchine auf 520 Seite über die Schulter blicken. |
„Edelherb“ schließt nahtlos an „Bitterzart“ an. Anya befindet sich in „Liberty“ um ihre Haftstrafe abzusetzen. Die Vorstellung, dass ich selbst in eine Erziehungsanstalt müsste, jagt mir einen Schauer über den Rücken. Ich finde es sehr bewundernswert wie Anya mit dieser Situation umgeht. Sie ist nicht eingeschüchtert, außer wenn sie in den berüchtigten Keller der Anstalt muss, aber ansonsten ist sie stark, tough und fällt nicht weiter auf. Sie versucht der Situation noch etwas Positives abzugewinnen. Und das hat mich sehr inspiriert. Ich finde es auch richtig bemerkenswert, dass sie ihr Erbe und ihren Namen, der ihr ja soviel Ärger eingebracht hat, nicht verleugnet. Sie trägt ihn mit einem gewissem Stolz und versucht Einfluss zu nehmen. Man kann eigentlich sagen, dass sie eine typische Macherin ist. Was mich an diesem Band immer wieder fasziniert, ist, dass Anya ihre Gefühle immer mehr offenbart. Denn sie merkt, dass sie mit ihrer verschlossenen Art nicht weiterkommt. Und in meinen Augen macht sie damit eine große Veränderung durch. Im ersten Band war es ihr schier unmöglich, ihre Gefühle offen auf den Tisch zu legen, was bei ihren Schicksalsschlägen kein Wunder ist. Doch jetzt streift sie diese kühle Art etwas ab. Natürlich ist sie immer noch nicht das sensible Mädchen von neben an, aber das hat mich überhaupt nicht gestört.
Sie merkt auch schnell, dass sich Natty, ihre Schwester, in ihrer Abwesenheit zu einer jungen Frau verändert hat. Mit jungen 13 Jahren ist diese Entwicklung schon beträchtlich. Aber im Hinblick auf die Hochbegabung von Natty absehbar. Sie lernt, dass es wichtig ist, an seinen Zielen festzuhalten und den falschen Personen nicht zu vertrauen. Nach und nach hat sie immer mehr ein Auge dafür, wem sie ihr Vertrauen schenken darf und wird auch immer mehr zu einer guten Beraterin für Anya.
Was ich an „Edelherb“ besonders interessant fand, waren die Geschichten der Nebenfiguren. Denn diese wurden nicht außer acht gelassen, sondern leidenschaftlich erzählt. Natürlich nicht so intensiv wie bei Anya, aber das wäre auch unmöglich. Man bekommt so einen guten Einblick über ihre Wandlungen, die sie durchmachen und die Gründe, die zu diesen Veränderungen geführt haben. Die Story war wieder total spannend erzählt, sodass es mir unmöglich war, das Buch weg zu legen. Der Wechsel des Handlungsortes war sehr erfrischend. Natürlich liebe ich New York, aber auch für Mexico habe ich mich schon immer interessiert und es war schön zu sehen wie Anya in einer anderen Umgebung mit völlig anderen Menschen zu recht kommt. Das hat der Handlung und der Spannung definitiv gut getan. Mir hat das Buch auf jeden Fall noch besser gefallen als der 1. Band der "Brightright - Trilogie" und es ist einfach eine gelungene Fortsetzung.
Das Cover ist dunkler gehalten als bei „Bitterzart“. Eine Kakaofrucht ist auf dem Schutzumschlag abgebildet, was ja nur logisch erscheint, da es in dem Buch ja fast ausschließlich um die Schokoladendynastie der Familie Balanchine geht und auch allgemein um die Herstellung von Schokolade. Des Weiteren zeigt das Cover die Skyline von New York mit dem Wahrzeichen überhaupt, der Freiheitsstatue. Ich denke, das Mädchen soll Anya darstellen, da ihr Haar immer lockig beschrieben wird und das Mädchen auf dem Cover ebenfalls diese Locken ausweist.
Ich kann „Edelherb“ allen empfehlen, die der süßen Versuchung nach Schokolade nicht widerstehen können und einmal herausfinden wollen, wie es ist in einem Land zu wohnen, in dem der Besitz und Verzehr von Schokolade illegal ist.