Interview mit der Autorin Jennifer Wolf


Wenn du die Wahl hättest: Würdest du lieber in einer Welt mit Fantasiewesen (Gestaltwandlern, Vampire, etc.) leben oder bevorzugst du doch eher die reale Welt so wie wir sie kennen? 
Das kommt auf die Art Fabelwesen an. Mit meinen Vampiren würde ich mir gerne den Planeten teilen. Ansonsten würde ich wohl bei Buffy in die Ausbildung gehen, damit ich mich verteidigen kann ;-). Gestaltwandler fände ich schon ziemlich cool, wobei ich da sicher neidisch wäre.

Was unterscheidet deiner Meinung nach deine Welt und deine Figuren von den gängigen Vorstellungen, die man von Vampiren, Gestaltwandlern und anderen Fantasiewesen hat?
Meine Gestaltwandler unterscheiden sich in dem Sinne, dass sie sich nur in ein Tier verwandeln können. Ich habe in Büchern und Filmen meist nur die Version gesehen, dass sie sich in alle Tiere oder andere Menschen verwandeln können und oft waren sie auch ziemlich böse. Meine dagegen sind in der Regel doch sehr nette, „normale“ Menschen.

Meine Vampire unterscheiden sich ganz klar zu anderen. Sie sind eine eigenständige Rasse, keine Untoten. Sie können in die Sonne gehen und verbrennen nicht. Bei ihnen gibt es genau wie bei Menschen oder meinen Gestaltwandlern nette und böse Wesen.

Hast du schon mal ein Lied komponiert? Unzählige ;-) Allerdings immer nur für meine Tochter und keinenfalls Hitverdächtig!

Wie sieht ein normaler Tag in Ihrem Leben so aus? Aufstehen, Kind versorgen, Kind wegbringen, Arbeiten, Kind abholen, Kochen, Haushalt, Tinkerbell spielen, Kind hinlegen, Schreiben, Schreiben, Schreiben, Schreiben :-)
Eigentlich ziemlich langweilig.

Was hat ihre Leidenschaft entfacht um Bücher zu schreiben? Ich habe in Best of Musical das Lied „Totale Finsternis“ aus Tanz der Vampire gehört. Das hat mich angeregt Vampirbücher zu lesen und dann kam mir die Idee mich doch selbst an einem zu probieren.

Der Markt ist mittlerweile breit gefächert und so sind nicht mehr nur die Vampire "berühmt" und in beinahe jedem Regal zu finden, sondern auch Gestaltenwandler, Meerjungfrauen, Dämonen, Engel, Geister & Co. erobern immer öfter die Herzen der Leser. Du schreibst selber über solche "Regal-Eroberer", aber worüber liest du selber denn am liebsten? Oder liegen eure Vorlieben doch eher im Bereich der Fantasielosen Literatur?Ich lese was ich schreibe und ich schreibe was ich lese. Jedes Genre was ich anpacke, könnte ich mir auch vorstellen selbst etwas dazu zu schreiben und in meinem Kopf sind schon ganz viele Ideen für Dystopien, Fantasy und seit neustem auch Erotik.

Wie lange hat es gedauert, bis das Buch fertig war. Vom ersten Gedanken, über die ganze Idee bis zum fertig gedruckten Werk?
Nur ein paar Monate. Das Buch habe ich quasi herunter hyperventiliert. Genau kann ich es allerdings leider nicht mehr sagen, da ich es bereits 2007 geschrieben habe.

Welche Wahrheit liegt denn in deinem Blut? Kannst du dich mit 3 Worten selbst beschreiben und mit nochmal 3 Worten dein Buch?
Das Buch: Liebe, Verlangen und Toleranz
Mich: Faul, Humorvoll, und manchmal leicht unorganisiert

Welches Fantasywesen wärst du gerne? Hast du schon ein eigenes Fantasywesen erfunden? Wie sähe das aus?
Hmm, also eine Gestaltwandlerin zu sein fände ich schon cool. Oder eine Hexe.
Ein Fantasywesen komplett selbst erfunden … jaein. Zählt ein Außerirdischer dazu :-) ? Also den Außerirdischen an sich habe ich natürlich nicht erfunden, aber seine Rasse und Eigenarten.

Warum gerade das Thema Vampire? Was fasziniert dich daran so? Diese Mischung aus Raubtier und Mensch. Der Spagat zwischen den scharfen Fängen aber einem guten Herzen.

Hast du einen Lieblingsautor?
Das ändert sich schon mal hin und wieder. Zurzeit sind es ganz klar Kim Winter, Tabitha Suzuma und Kiera Cass. Ach ja und Daniel Glattauer!

Manchmal ist es nur ein Wort, ein Satz welches/r nicht richtig klingt oder einem nicht einfällt und einen davon abhält, die Gedanken zur Geschichte vorerst weiter zu Papier zubringen. Ist Ihnen das auch schon passiert, und wenn ja - wie haben Sie dann weiter gemacht? Nein, wenn mich die Lust an einem Skript verlässt liegt es eigentlich nur daran, dass mich gerade ein anderes Projekt mehr fasziniert. Dies muss nicht unbedingt ein anderes Skript sein, das kann auch was in meinem „realen“ Leben sein. Zum Beispiel konnte ich während meiner Schwangerschaft nicht schreiben, weil ich einfach im Kopf zu sehr beim Baby war.

Wie viele Covervorschläge gab es - und wie gefällt Ihnen das endgültige Cover? Das erste Cover sah dem jetzigen schon sehr ähnlich. Es war nur eine andere Frau drauf, die mich eher an eine Vampirin als an Miriam erinnert hat. Der Verlag hat das daraufhin ausgetauscht und schon war das Cover fertig. Ich liebe es wirklich sehr, ich hätte mir kein schöneres vorstellen können!

Wann haben Sie sich das erste Mal mit Wesen aus der anderen Welt faszinieren lassen? Märchen, der kleine Vampir oder etwas in der Richtung? Sind Sie dem treu geblieben oder haben Sie sich erst später wieder damit beschäftigt? Wo und mit welchem Buch / Film hat bei ihnen die Fazination mit der anderen Welt angefangen und warum?
Ich bin bei meinen Großeltern aufgewachsen, da meine Mutter schon recht früh starb. Meine Oma hat auch mit Vorliebe Fantasy gelesen und somit bin ich damit quasi groß geworden. Der Hang zu Fantasy war immer in mir drin.
Warum Blut? Ist dies nicht zu klischeehaft mit Vampiren verbunden? Weil die Wahrheit wirklich im Blut liegt. Es sagt uns was wir sind und wie wir leben.

Ist es schwer sich das alles auszudenken und umzusetzen? Nein, irgendwie nicht. Ich habe mir schon immer Geschichten ausgedacht und sie aufzuschreiben hält mir den Kopf frei.

Gibt es ein reales Vorbild für ihre Protagonisten? Ja. Einen davon habe ich geheiratet :-)

Wie viel von ihnen selbst steckt in diesem Buch? Ich glaube mehr als ich wahrhaben möchte ;-)
Es ist aber schwer zu sagen was genau und was nicht.

Wo schreibst du am liebsten (daheim im stillen Kämmerlein oder doch eher im Trubel eines Parks oder Cafés)? Kennst du Schreibblockaden - wenn ja, was machst du dagegen? An meinem Schreibtisch mit laut Musik auf den Ohren. Musik ist auch die Antwort auf die zweite Frage. Nur Musik holt mich aus Schreibblockaden heraus. Das Ding ist nur, dass es die richtige sein muss und die gilt es dann zu finden.

Hast du schon mal ein übersinnliches Erlebnis gehabt, das du dir z.B. nicht erklären konntest? Würde sowas in ein Buch mit einfließen? Oder bist du im "normalen Leben" ein eher realer Mensch?
Also übersinnlich im Sinne von Geistern etc. habe ich nichts erlebt, aber Menschen um mich herum. Ich bin da einerseits skeptisch, andererseits fällt es mir aber auch schwer solche Dinge auszuschließen. Was ich mal erlebt habe, war etwas Merkwürdiges am Himmel, was ich mir bis heute nicht erklären kann. Das werde ich in meinem Alien Buch verarbeiten.

Hast du schon mal eine Rolle als Vampir oder Fabelwesen gespielt, also dich so verhalten oder ein Kostüm nach deinen Vorstellungen angezogen? So als Rollenspiel? Oh ja und das nicht nur an Karneval. Allerdings bin ich schon seit Jahren nicht mehr dazu gekommen.

Schreiben Sie eigentlich mehrere Versionen von einer Geschichte, um dann die Beste auszuwählen. Mich interessiert vor allem das Ende, wissen Sie von Anfang an wie es enden wird, oder haben Sie da mehrere Versionen zur Auswahl? Wie kommen Sie auf die Idee zu ihrem Buch, überlegen Sie sich erst die äußere Handlung, oder zuerst was dem Protagonisten / der Protagonistin geschieht bzw. was sie erleben darf; und dann erst, wie das Umfeld aussieht?
ISV habe ich planlos geschrieben. Einfach drauf los. Mittlerweile mache ich mir ganz grobe Plot-Grundgerüste, die ich aber meist nicht einhalte und am Ende doch eine ganz andere Version bei rum kommt. Es kann auch schon mal sein, dass ich nach 5-6 Kapiteln noch einmal von vorne anfange. In der Regel habe ich zuerst die Protagonisten und setze sie einfach mal in eine Welt und schaue was passiert.

Ich liebe den Titel Ihres Romans! Da frage ich mich natürlich wie man darauf kommt … war der Titel Ihre Idee oder steckt der Verlag dahinter? Ich habe damals viel World of Warcraft gespielt und eine Gilde auf meinem Server hieß so. Als ich dann die Übersetzung googelte, dachte ich mir, dass dies ein geiler Name für einen Vampirorden sei. Meine Gilde trug übrigens den Namen des zweiten Bandes: Vivere militare est.

Gibt es Tage, an denen Sie einfach keine Lust haben etwas zu schreiben, oder an denen die Figuren, die sie entworfen haben, ihnen auf die Nerven gehen?
Oh ja die gibt es. Da hilft dann nur Abstand zum Skript gewinnen und dann mit neuer, passender Musik wieder ran. Oder eben einmotten, wenn es gar nicht hilft.

Haben Sie eine Muse die sie immer wieder inspiriert und wenn ja, wer oder was ist es? Nur die Musik … und manchmal Geschehnisse aus dem Alltag. Aber eine feste Muse habe ich nicht.

Benutzt du selbst diese "Schreibmaschine" (Den Kamikaze Modus?). Oder, wenn nicht, was sind deine Tipps zum langatmigen Schreiben, um auch nach mehreren Stunden weiterhin ein gutes Durchhaltevermögen und möglichst viel Spaß dabei zu haben?
Ich bin da ziemlich einfach gestrickt: Ich schreibe wenn ich Lust drauf habe und wenn es nicht klappt, lasse ich es bleiben. Alles andere würde für mich in Arbeit ausarten und das würde mir den Spaß am Schreiben nehmen.

Mich würde interessieren, was Dein Buch von den anderen Vampir Geschichten unterscheidet? Ich glaube der große Unterschied ist, dass Vampire öffentlich unter Menschen leben. In dem Buch geht es nicht darum ob und wie die Zwei zueinander finden, sondern eher um Toleranz, Freundschaft und vorher bestimmte Liebe.
Wenn Sie schreiben, stellen sie sich das dann gleich wie in einem Film vor oder sind Ihre Vorstellungen eher abstrakt und reifen beim Weiterschreiben? Film … absoluter Film. Ich sehe die Buchstaben gar nicht mehr, genau wie beim Lesen, sehe ich in meinem Kopf einen Film, den meine Finger auf der Tastatur automatisch beschreiben.

Vermisst du nach dem fertigschreiben eines Buches deine Hauptfiguren auch so sehr wie ich nach dem lesen eines Buches? Oh ja und mich von Miriam zu trennen hat mich Jahre gekostet. Es fiel mir schwer mich auf eine neue Protagonistin zu konzentrieren.

Hörst du Musik beim Schreiben, und wenn ja welche? Ohne Musik geht gar nichts! Ich höre sehr viel Musik aus meiner Teeniezeit (Mitte-Ende 90er) denn das erinnert mich am besten daran wie es war 16 zu sein. Aber auch Soundtracks und aktuelle Musik verirrt sich dazu. Bei ISV habe ich zum Beispiel Rihannas Lied „Umbrella“ hoch und runter gehört, weil mich die Zeilen sehr bewegt haben. Ich mochte dieses Bild des Regenschirms, der vor dem Regen schützt … das Schutzschild, welches man im Herzen des geliebten Partners in schlechten Zeiten findet. Ich mochte auch gerne das Duett „Umbrella/Cinderella“. Ich fand dass es irgendwie zu Miriam und Elias passt, da Miriam immer versucht Elias zu schützen und Elias macht sie dafür zu seiner Prinzessin (Cinderella).

Hat es sie enttäuscht, dass die Lektoren das Buch so stark gekürzt haben und evt. Szenen rausgenommen haben? Zum Glück habe ich das Kürzen selbst übernehmen dürfen. Ich hatte die Vorgabe um 100-150 Seiten zu kürzen und es wurden dann knapp 100 Seiten. Am Anfang dachte ich, dass ich das nie schaffen würde ohne die Geschichte zu zerschießen. Im Nachhinein glaube ich, dass dieses Kürzen wirklich gut und sinnvoll war.

Haben Sie Tipps für junge Autoren, wie sie ihr Buch vermarkten/unter den Mann bringen können? Es ist ja immer sehr schwer zwischen all den Büchern auf dem Büchermarkt hervorzustechen.
Ich glaube dafür bin ich selbst noch viel zu sehr Jungautorin und wurschtel mich so ein wenig durch, aber ich denke, dass es nie verkehrt ist sich an Buchblogs zu wenden. Für Indie Autoren habe ich letztens von einem Zusammenschluss namens Qindie gehört, der sicherlich auch eine gute Anlaufstelle ist.

Wenn Sie jedes Buch, das sie jemals schreiben werden, nur EINER einzigen Person widmen dürften ... wer wäre das? Meiner Tochter. Egal was passiert, sie wird immer mein Fleisch und Blut sein.

Gibt es bestimmte Rituale, bevor Du Dich zum Schreiben niederlässt? Ist es ein bestimmter Ort, ein Ambiente, was bei Dir die Schriftsteller-Ader sprudeln lässt? Nein gar nicht. Ich setze mich an meinen Schreibtisch, mache Musik an und lege los.

Könntest du dir vorstellen, noch per Hand oder per Schreibmaschine und ohne Internetrecherche zu schreiben? Ja, denn so habe ich damals nur geschrieben. Alle meine Kurzgeschichten sind mit Bleistift auf weißes Papier gekritzelt. Das hatte irgendwie auch etwas. Digital ist es allerdings viel praktischer und das Internet ist eine große Hilfe!

In welchem Alter haben Sie angefangen zu schreiben und haben sie immer Unterstützung von Ihrer Familie gekommen? Also bei ISV war ich 23. Kurzgeschichten habe ich aber schon mit 14/15 geschrieben.

Mich würde es interessieren, ob sie ihre Charaktere und Handlungsstränge, solange das Buch noch in Arbeit ist überhaupt loslassen oder ob sie plötzlich unter der Dusche springen, weil ihnen noch eine ganz wichtige Veränderung eingefallen ist? Es lässt mich nur schwer los und manchmal bin ich griesgrämig weil ich nicht weiterschreiben kann, aber das reale Leben will auch geführt werden, gerade wenn man arbeiten gehen muss und ein kleines Kind hat.

Welche Figur hat sich nicht Deinen Ideen/deinem Handlungsstrang unterworfen, sondern entwickelte sich einfach so, aus sich selbst heraus und warum denkst Du, hat diese(r) Protagonist(in) ein Eigenleben entwickelt? Und wie gehst du damit um? Also, schreibst Du die Figur dennoch krampfhaft weiter oder lässt Du ihr ihren Freiraum, um sich zu entfalten? Im Grunde ist dies bei jedem Charakter so und ich lasse sie alle mal machen. Neue Charaktere kommen auf die selbe Art dazu … einfach so, weil es gerade so passte. Manchmal sehe auch ich das Ende des Films vor meinen Augen noch nicht und lasse mich selbst überraschen.

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