Mittwoch, 28. Mai 2014

Die zwei Gesichter des Januars nach Patricia Highsmith


Der Roman "Die zwei Gesichter des Januars" von Patricia Highsmith ist 2005 bei Diogenes erschienen. Zum Filmstart ist das Taschenbuch mit einem kleinen Papier-Einschlag erhältlich, der das Kinoplakat auf dem Cover zeigt. Es ist ansonsten die Original-Ausgabe, die 423 Seiten umfasst.  
Der Hochstapler Rydal hält sich 1962 in Athen als Stadtführer über Wasser und trifft eines Tages auf Colette und Chester MacFarland. Rydal ist auf Anhieb von dem Paar fasziniert, er fühlt sich von ihrer kultivierten Art und ihrem sorgenfreien Lebensstil angezogen. Doch der Eindruck trügt. Als Rydal die MacFarlands in ihrem Luxushotel besucht, bedrängt Chester ihn einen angeblich bewusstlosen Mann mit fortzuschaffen. Rydal stimmt zu und begibt sich damit in ein dunkles Netz aus Lug und Betrug, Mord, Eifersucht und Intrigen. Denn die MacFarlands sind nicht in der Sommerfrische, sondern werden bereits gesucht; der Mann war Detektiv. Sie fliehen mit Rydals Hilfe nach Kreta, doch die Polizei ist ihnen auf den Fersen...

Frau Highsmith ist eine großartige Erzählerin, es mach sehr viel Spaß in das Buch abzutauchen. Der Psychothriller bezieht seine Spannung aus dem Machtkampf der Männer und den Emotionen in der Zweckgemeinschaft des Trios. Ganz hervorragend gespielt von Viggo Mortensen (Chester), Oscar Isaac (Rydal) und Kirsten Dunst (Colette), geradezu klassisch inszeniert und in tollen Bildern prächtig in Szene gesetzt. Die Ambivalenz ihrer Charaktere führt zu immer auswegloseren Situationen und spiegelt sich im Titel wieder. Der Januar wurde in der klassischen Mythologie nach Janus benannt, dem Gott des Anfangs und des Endes, da er das alte Jahr beschließt und das Neue beginnt. Er wird mit zwei Gesichtern dargestellt, die in entgegengesetzte Richtungen schauen, was ein Symbol für die Zwiespältigkeit ist. Und Chester und Rydal verschmelzen fast zu einer Persönlichkeit mit zwei Gesichtern. Aber Colette ist auch nicht ohne.

Für alle Freunde von Suspense statt purer Action mit viel Psycho im Thriller.

Mehr zum Film bei crazy4film

"DIE ZWEI GESICHTER DES JANUARS" kommt ab 29.5.14 im Verleih von STUDIOCANAL zu uns ins Kino.
 

Samstag, 17. Mai 2014

Geisterblumen von Michelle Jaffe


„Geisterblumen“ von ist der neue Jugend-Thriller der amerikanischen Autorin Michelle Jaffe. Der Roman umfasst 496 Seiten und ist am 26. September 2013 im Fischer-Verlag erschienen. Ich danke dem Verlag herzlich für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.
Eves Leben ist wirklich alles andere als rosig. Nach einer schlimmen Kindheit ist sie von Zuhause weggelaufen und lebt seitdem auf der Flucht. Ihre Wohnung ist eine kleine Absteige, ihr Job absolut mies und ihr Boss das Allerletzte. So kann sie kaum widerstehen, als eines Tages ein fremdes Geschwisterpaar vor ihr steht und ihr ein unmoralisches Angebot macht: Bain und Bridgette wollen, dass Eve in die Rolle der verschollenen Cousine Aurora schlüpft, um so ans Erbe der Großmutter zu kommen. Das Geld soll sie dann mit den Geschwistern teilen und danach wieder von der Bildfläche verschwinden. Nach kurzem Zögern und mit der Aussicht auf ein besseres Leben hinterher, nimmt sie das Angebot schließlich an. Unter Aufsicht von Bain und Bridgette beginnt sie, sich auf ihre Rolle als vorzubereiten. Eve Brightman verwandelt sich immer mehr in Aurora Silverton. Doch dann passieren plötzlich merkwürdige Dinge. Jemand bricht in ihr Zimmer ein, sie erhält Anrufe von jemandem, der sich als Liza ausgibt. Dabei ist Liza doch tot! Eve beginnt zu zweifeln. Worauf hat sie sich hier nur eingelassen?

Dies war mein erstes Buch von Michelle Jaffe, doch der Schreibstil der Autorin konnte mich direkt überzeugen. Sie hat es geschafft, mich mit ihren Worten direkt ins Geschehen zu katapultieren.
Die Geschichte ist in der Ich-Perspektive geschrieben, sodass man einen tollen Einblick in Eves Leben und ihre Gefühlswelt bekommt, gleichzeitig bleibt man, was die Geschehnisse um sie herum angeht, ebenso im Dunkeln wie sie selbst. Die Autorin versteht es, ein wunderbares Netz aus Fakten und Fiktion zu schaffen und den Leser bis zum Schluss darin zu verwickeln. Selbst wenn man glaubt, man hätte die Geschichte durchschaut und wüsste was nun passiert, belehrt sie den Leser eines Besseren und packte eine Wendung aus, die man so nicht erwartet hat.
Auch für ihre Charaktere beweist Michelle Jaffe ein gutes Händchen. Eve ist mir von Beginn an sehr sympathisch gewesen. Trotz – oder vielleicht gerade wegen – ihrer schwierigen Vergangenheit, ist sie ein selbstbewusstes Mädchen, das genau weiß, was es will und sich gleichzeitig jedoch nur nach einer liebevollen Familie sehnt. Auch die anderen Figuren, von denen es wirklich viele gibt und die meist auch eine mehr oder weniger wichtige Rolle spielen, hat die Autorin toll ausgearbeitet und dargestellt. Besonders Althea Silverton als grimmiges Familienoberhaupt und N.Martinez als knurriger Cop haben mir sehr gut gefallen.

Der Grund, weshalb ich damals auf dieses Buch überhaupt aufmerksam geworden bin, ist das einfach wundervoll gestaltete Cover. Er zeigt das Gesicht eines Mädchens, das zum Rand hin leicht verwischt – vermutlich eine Andeutung an Eves Persönlichkeit, die langsam aber sicher verblasst und durch Aurora ersetzt wird. Und auch Geisterblumen, die dem Roman den Titel gaben, sind zu sehen. Hier hat der Fischer-Verlag ganze Arbeit geleistet. Es gefällt mir deutlich besser als das amerikanische Original.

Nach vielen Fantasy-Büchern war ich zur Abwechslung auf der Suche nach etwas anderem und bin mit „Geisterblumen“ auf einen wirklich schönen Jugend-Thriller gestoßen, welcher allerdings bei weitem nicht nur für Jugendliche zum Empfehlen ist. Es wird definitiv nicht mein letztes Buch von Michelle Jaffa gewesen sein.

Dienstag, 13. Mai 2014

Verliebt in Hollyhill von Alexandra Pilz


Verliebt in Hollyhill“ ist der zweite Band der „Hollyhill“-Reihe von Alexandra Pilz. Nachdem der erste Band um das verzauberte Dörfchen mich schon in seinen Bann gezogen hatte, kam ich natürlich nicht umhin auch den zweiten schnellstmöglich zu lesen. Am 17. März 2014 ist dieser bei Heyne erschienen und umfasst 384 Seiten. Ich danke dem Verlag herzlich für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.
Nachdem Emily und Matt in den 80er-Jahren einen Mörder gefasst haben, ist Hollyhill nun zurückgekehrt in Emilys Gegenwart, wo direkt eine Willkommens-Party für sie veranstaltet wird, auf der sie dann auch den undurchsichtigen Cullum und seine zickige Schwester kennen lernt. Chloe macht keinen Hehl daraus was sie von Emily und ihrer Anwesenheit in Hollyhill hält. Doch das ist bei weitem nicht Emilys einziges Problem. Denn während sie sich Hals über Kopf in Matt verliebt hat – und eigentlich dachte ihm erginge es ähnlich – erklärt dieser vor der versammelten Dorfgemeinschaft, dass Emilys Aufenthalt in Hollyhill nur von kurzer Dauer sein wird und sie schnellstmöglich zurückkehrt nach München. Emily ist geschockt. Will Matt sie etwa nicht hier haben? Kurz vor ihrer Abreise gewährt der schweigsame Junge ihr noch einen tiefen Einblick hinter seine Fassade, dennoch verbirgt er weiterhin ein großes Geheimnis vor ihr.

Bevor sie sich jedoch über all dies große Gedanken machen kann, werden sie gemeinsam mit dem ganzen Dorf erneut in die Vergangenheit katapultiert. Statt Matts Auto steht plötzlich eine Kutsche vor dessen Haus, die Straßen werden ersetzt durch lehmigen Boden, Elektrizität gibt es nicht. Hollyhill ist diesmal im Jahr 1811 gelandet. Als Emily dann bei einem Beinahe-Unfall ein fremdes Mädchen auf den Schoß fällt, stellt sich die Frage: ist sie der Grund für die Zeitreise? Die Dorfbewohner beginnen mit ihren Ermittlungen und landen schließlich in einem alten Herrenhaus. Dunkle Geheimnisse umgeben dessen Bewohner und als diese schließlich gelüftet werden, hat dies weitreichende Folgen für Emilys Entscheidung...


Da ich ein großer Fan von Zeitreise-Romanen bin, war es für mich natürlich ein absolutes Muss auch „Verliebt in Hollyhill“ zu lesen. Der zweite Band schließt direkt an den Vorgänger „Zurück nach Hollyhill“ an und man war daher sofort wieder in der Geschichte, was einem erneut durch den wunderbaren Schreibstil der Autorin noch zusätzlich erleichtert wird. Ich konnte mir Hollyhill im 19. Jahrhundert und das alte Herrenhaus sehr gut vorstellen.
Diesmal bekommen wir mehr Hintergrundinformationen über das kleine Dorf und die verschiedenen Gaben der Bewohner. Diese werden jedoch gut auf die gesamte Geschichte verteilt und man wird nicht direkt durch den Informationsfluss erschlagen.
Der Spannungsbogen ist relativ flach, was mich persönlich jedoch nicht gestört hat, da eine gewisse Spannung trotzdem fast über die ganze Länge des Buches vorhanden ist.

In diesem Band macht Protagonistin Emily eine spürbare Entwicklung durch. Sie lernt ihre Fähigkeit in die Zukunft zu träumen zu nutzen. Allerdings hat eben diese Fähigkeit auch schwere Folgen für ihre Beziehung zu dem kleinen Zeitreise-Dorf. Sie ist hin- und hergerissen, ob sie in zehn Tagen zurückreisen soll oder ihren Aufenthalt verlängern möchte. Und ihre Gefühle für Matt machen es ihr da keinen Deut leichter. Ihre Enttäuschung ist deutlich spürbar, als dieser ihr dann klar macht, dass er sie nicht länger in Hollyhill haben möchte.
Matt bleibt die meiste Zeit immer noch recht undurchsichtig. Nur ganz langsam, im Laufe der Geschichte erfährt man etwas mehr über seinen Hintergrund und seine Fähigkeiten und kann seine Beweggründe teils schon verstehen. Mit diesem Band ist er mir noch viel mehr ans Herz gewachsen.

Über die anderen Bewohner von Hollyhill erfährt man immer noch nicht viel mehr – mit Ausnahme von Chloe, deren Vergangenheit kurz erwähnt und somit ihr ablehnendes Verhalten Emily gegenüber erklärt wird. Vielleicht ändert sich das noch im nächsten Teil?

Das Cover ist wieder wunderhübsch und passend zum ersten Band gestaltet. Diesmal in leuchtendem Blau gehalten, sieht man die Silhouetten von Emily und dem Herrenhaus, in das es sie diesmal verschlägt. Die Schrift ist hübsch verschnörkelt und wird umrahmt von knorrigen Bäumen und fallenden Blättern. Beide Bücher sind zusammen ein toller Blickfang im Regal.

Wie auch sein Vorgänger, hat mich „Verliebt in Hollyhill“ trotz kleinerer Schwächen wieder in seinen Bann gezogen. Eine wunderbare Zeitreise-Geschichte mit einem herrlichen Setting und tollen Protagonisten. Ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung!

Samstag, 3. Mai 2014

Unsterblich - Tor der Dämmerung von Julie Kagawa


„Unsterblich – Tor der Dämmerung“ ist der Auftakt zu einer neuen Fantasy-Trilogie aus der Feder von Julie Kagawa, der Autorin der „Plötzlich Fee“-Reihe. Am 10. Juni 2013 erschien der 608 Seiten umfassende Roman bei Heyne. Ich danke dem Verlag für das Bereitstellen eines Rezensionsexemplars.
Nach einer großen Epidemie, die unglaublich vielen Menschen das Leben gekostet hat, hat sich alles geändert. Vampire, die Jahrhunderte lang unsichtbar unter der Bevölkerung lebten, haben sich erhoben und die Herrschaft übernommen. Die Menschen sind nur noch Gefangene. Wie Vieh muss sich jeder von ihnen registrieren lassen und regelmäßig Blutzoll zahlen, um ihre Herrscher zu nähren, dafür bekommen sie dann Nahrung. Wer sich nicht registrieren lässt, bekommt auch nichts und muss täglich ums Überleben kämpfen. Zu diesen Menschen gehört auch die 17-jährige Allison.
Eines Tages wird der Hunger aber so groß, dass Allie sich außerhalb der schützenden Mauern nach Nahrung umsieht – und auch fündig wird: Ein ganzer Kellerraum voll mit Lebensmitteln, 


vollkommen ungeschützt tut sich vor ihr auf. Diese Chance kann sie sich, trotz der Gefahren, die dort draußen lauern, nicht entgehen lassen und so macht sie sich später mit ihren Freunden erneut auf den Weg dorthin. Diesmal werden sie jedoch von Verseuchten angegriffen, Wesen die absolut nichts Menschliches mehr an sich haben und deren einziges Bestreben das Töten und Fressen ist. Allie muss mit ansehen, wie zwei ihrer Freunde diesen Monstern zum Opfer fallen, bevor sie selbst in eine vollkommen ausweglose Situation gerät und dabei lebensgefährlich verletzt wird. Sie hat fast schon mit dem Leben abgeschlossen, als plötzlich von unerwarteter Seite Hilfe kommt und sie vor eine schwere Wahl gestellt wird: will sie weiterleben als eines der Wesen, die sie abgrundtief hasst, oder lieber sterben? Nach kurzem Zögern fällt sie eine Entscheidung: Allie will leben…



„Unsterblich – Tor der Dämmerung“ war mein erstes Buch von Julie Kagawa und es hat mich nach anfänglichen Schwierigkeiten überzeugt. Ich hatte zu Beginn leichte Probleme in das Buch reinzukommen, konnte dann aber doch noch in die Geschichte richtig eintauchen. Julie Kagawas Schreibstil ist sehr schön zu lesen und sie schafft es, ihre Welten wirklich plastisch darzustellen, so dass man sich alles sehr gut vorstellen kann.

Mit Allison hat die Autorin eine Protagonistin geschaffen, die mir trotz aller Schwierigkeiten von Beginn an sehr sympathisch war. Ein toughes Mädchen, das früh erwachsen werden musste und weiß, wie man in solch einer Welt überlebt. Dennoch schafft sie es, ihre Menschlichkeit zu bewahren und selbst als Vampir nicht zu einem völligen Monster zu mutieren. Das ein oder andere Mal war sie mir vielleicht auch eine Spur zu tough und selbstbewusst, selbst im Angesicht der fiesesten Gestalten. Aber das hat mich nur wenig gestört und vielleicht wird man in einer solch schrecklichen Welt einfach so.

Auch die männlichen Hauptpersonen haben mir sehr gefallen. Kanin und Zeke sind beide vollkommen unterschiedliche Charaktere, die sich jedoch trotzdem sofort in mein Herz geschlichen haben. Während Zeke sehr liebenswert, fröhlich und fast schon naiv rüberkommt (was er jedoch dann recht schnell widerlegt), ist Kanin recht verschlossen, fast kaltherzig und er hütet ein dunkles Geheimnis. Ein kleiner Wehrmutstropfen war jedoch, dass man relativ wenig über die Nebencharaktere erfährt. Gerade Kanins Geschichte hätte mich doch brennend interessiert und ich hoffe, dass man Allies verschiedene Gefährten in den Folgebänden noch näher kennenlernt.

Das Cover ist sehr hübsch gestaltet. Es zeigt Allie mit ihrem Katana (einem japanischen Langschwert) umgeben von roten, schnörkeligen Wellen. Auch Schriftart und Platzierung gefallen mir sehr gut.

Meiner Meinung nach ist „Unsterblich – Tor der Dämmerung“ eine spannende Dystopie mit einer starken, sympathischen Vampir-Protagonistin. Eine tolle Mischung – und ich freue mich schon auf den nächsten Band.