Dienstag, 30. Juli 2013

Burning Wings-Das Erwachen von Annette Eickert


Ich (Maria) bekam heute das Buch „Burning Wings – Das Erwachen“ von Annette Eickert als Rezensionsexemplar zugeschickt, wofür ich mich bedanken möchte. Auf 70 Seiten können wir Einblicke in die Welt der Engel bekommen. Ist der Himmel wirklich so, wie wir ihn uns vorgestellt haben?
Stell dir vor du wachst eines Tages in einem Raum auf, der keine Türen hat. In dem Raum befinden sich allerhand Betten gefüllt mit Menschen wie du und ich, nur dass über ihren Köpfen helle Lichter schweben. Würde dich diese Vorstellung ängstigen? Damian ergeht es nämlich genau so. Splitterfasernackt ohne zu Wissen wer er ist und was er hier zu suchen hat, steht Damian mitten in diesem Raum und wird von unsäglichen Schmerzen geplagt. Die Schmerzen scheinen ihn zu verbrennen und Hilfe ist nicht in Sicht. Doch dann erscheint auf merkwürdige Weise eine Tür ohne Klinke und ein atemberaubender, schwarz gekleideter Mann ohne Schuhe steht in der Schwelle. Ohne jegliche Erklärungen abzuliefern, außer seinem vergessenen Namen, führt ihn der durchtrainierte und mysteriöse Fremde in einen Raum mit einem auf einem Sockel stehenden Thron auf dem ein Engel Platz genommen hatte. Auch dieser Engel, der sich später als Oriphiel herausstellen sollte, spart mit seinen Worten. Doch seine karge Wortwahl verändert Damians Leben für immer. „Damian, du hast dich des Vergehens schuldig gemacht Selbstmord begangen zu haben. Deine Seele wurde geprüft und gereinigt. Doch du bist nicht bereit, dir deine Schuld einzugestehen. Aus diesem Grund verurteile ich dich zu ewiger Arbeit in Agnon. Dein Leben liegt hinter dir. Dein neues Leben beginnt nun.“ Und mit diesen Worten war Damians Schicksal besiegelt. Er bekommt ein spartanisch eingerichtetes Zimmer und neue Sachen zum Anziehen zugeteilt. Nachdem er seine sehr karge Einrichtung betrachtet hatte, ertönen drei Glockenschläge. Die Neugier treibt ihn dazu in den Flur zu laufen und festzustellen, dass Essenszeit ist. Er folgt seinen Mitbewohnern in einen großen Saal mit langen und zahlreichen Bankreihen an denen jeweils 20 Personen Platz hatten. Da er so in seine Gedanken vertieft ist, hätte er fast nicht mitbekommen, dass jemand nach ihm gerufen und ihm zugewunken hatte. Der Fremde weist ihm seinen neuen Platz am Tisch zu. Nazary kurz Naz genannt begrüßt Damian sehr freundlich und auch Joel, ein Freund von Naz, stellt sich höfflicher Weise vor. Die drei kommen schnell ins Gespräch und erklären Damian alles was er wissen muss. Kurz nachdem Essen folgt Damian den anderen Beiden noch auf Joels Zimmer, der ihm einen unbewussten Wunsch erfüllt. Er kann in einem Spiegel endlich sich selbst sehen. Nach einigen interessanten und wichtigen Gesprächen verlassen Naz und Damian gemeinsam das Zimmer um das ihnen jeweils zugeteilte Zimmer aufzusuchen und endlich schlafen zu gehen. Nach einer unruhigen Nacht erwacht Damian von einem Türklopfen. Er erwartete schon, dass Naz gleich durch die Tür kommen würde, doch als er diese öffnet, steht der atemberaubende Fremde vor ihm. Er stellt sich Damian als sein Wächter Eljakim vor und hat die Aufgabe ihn zu seiner Arbeit zu begleiten und ihm seine Fragen zu beantworten. Als Damian aus dem Zimmer schreitet, weiß er noch nicht was ihn erwarten wird...




Ich bekam die Anfrage, ob ich „Burning Wings – Das Erwachen“ rezensieren würde, und ich bin froh, das Buch gelesen zu haben. Engel haben mich ja schon immer fasziniert, aber die Aussicht und Idee auf schwule bzw. bisexuelle Engel hat mich dann doch fasziniert und neugierig gemacht. Vielleicht denken jetzt viele, dass es komisch ist eine Geschichte über männliche Engel zu lesen, die sich von Seite zu Seite näher kommen. Aber es ist wirklich mal etwas Neues und durchaus erfrischend. Damian sagt von sich selbst, dass er nicht schwul ist, aber man spürt genau, dass er sich zu Eljakim hingezogen fühlt. Und auch Eljakim macht keinen Hehl aus seiner Begeisterung und Zuneigung zu Damian. Ich finde, dass man die Gefühle der Beiden zueinander auf jeder Seite spüren kann und diese durchaus intensiver sind, als die meisten Beziehungen zwischen Mann und Frau in anderen Romanen. Anette Eickert ist es gelungen eine neue Welt zu erschaffen und diese fernab von Klischees aufzubauen. Die Beschreibungen der fiktiven Orte sind so genau und detailliert, dass man den Wunsch verspürt, sie einmal zu besuchen und auf eine andere Art und Weise glaubt, dass man mitten in der Geschichte ist. Damians bissige und sarkastische, aber liebenswerte Art erleichtert diese Tatsache noch viel mehr. Obwohl er wirklich nicht das beste Los gezogen hat, verliert er nicht seinen Humor und seine Zuversicht. Er wirkt nicht unnahbar und auch wenn ich kein Mann bin, habe ich mich ihm verbunden gefühlt. Ähnlich erging es mir mit Eljakim. Obwohl er ernster als Damian ist, finde ich die Vorstellung seines zagen Lächelns sehr sympathisch und berührend. Man erfährt nicht viel über seine Vergangenheit, aber sein Verhalten lässt darauf schließen, dass er viele schlimme Erfahrungen gemacht hat. Trotzdem ist er im Umgang mit Damian sehr fürsorglich und geduldig. Das macht ihn für mich so sympathisch. Er wirkt nicht verbittert, obwohl er womöglich allen Grund dazu gehabt hätte. Ich bekam immer mehr den Eindruck, dass die Charaktere mit viel Liebe erschaffen wurden.

Der Schreibstil von Annette Eickert ist locker leicht und auch die Erklärungen zu ihrer Welt sind nicht zu kompliziert und man bekommt einen guten Einblick in die Welt der Ecke. Ich fand es sehr schade, dass das Buch schon nach 70 Seite endete, aber umso mehr freue ich mich auf den 2. Teil.
Das Buch ist jedem zu empfehlen, der Engelsgeschichten liebt und für etwas Neues offen ist.

Sonntag, 21. Juli 2013

Silber-Das erste Buch der Träume


Es ist jedes Mal ein aufregendes und nervenaufreibendes Erlebnis bei einer Verlosung mitzumachen. Dieses Mal jedoch war es noch schlimmer. „Blogg dein Buch“ hat das im Juni erschienene Buch „Silber – Das erste Buch der Träume“ von Bestsellerautorin Kerstin Gier verlost und wie nicht anders zu erwarten war, machten unzählige Blogger bei dieser Aktion mit. Der Fischer Verlag, der Herausgeber des Buches, rührte im Vorfeld ordentlich die Werbetrommel und so waren nicht nur wir gespannt auf das Buch. Und so war ich umso glücklicher als wir ein Rezensionsexemplar gewannen, denn so konnte ich auf den 408 Seite mit Liv und ihren Freunden in eine traumhafte Welt entschwinden.
Liv ist eigentlich ein ganz normales Mädchen. Sie hat eine Schwester namens Mia, eine Mum, einen Dad und eine sehr, sehr fürsorgliche Mutter. Doch da fangen die Probleme schon an. Ihre Eltern sind geschieden und beide rastlos. So kommt es, dass das Hobby von Liv und Mia ein- und auspacken ist, denn ein Umzug ist für sie schon lange nichts Neues mehr. Allerdings freuen sich die beiden dieses Mal, denn ihre Mum will mit ihnen nach England auf ein Cottage ziehen. Doch sie haben die Rechnung ohne ihre Mutter gemacht. Mit ihrem neuen Freund im Schlepptau holt sie die beiden verdutzten Mädchen vom Flughafen ab und will mit ihnen in eine Wohnung in London mit ihrem Hund Butter und ihrer Nanny namens Lottie ziehen. Die Träume zerplatzen vor ihnen wie Seifenblasen. Und natürlich macht der bevorstehende erste Tag in der neuen Schule die ganze Sache nicht besser. Livs neue Mentorin ist eine egoistische Labertasche, die am liebsten nur über sich redet. Und falls sie mal nicht redet, hat das nichts damit zu tun, dass sie Liv mal zu Wort kommen lässt, sondern mit der Anwesenheit eines Jungen namens Jasper. Denn das hat den Effekt, dass sie sich in eine Säule verwandelt und keinen Ton mehr herausbekommt. Was ein Glücksfall für Liv ist, da sie nun die Gelegenheit bekommt die bestaussehenden Jungs der Schule genauer zu betrachten, da diese zufälligerweise auch noch eine Clique bilden und die seltsame Angewohnheit haben im selben Takt zu laufen. Wie sich später bei einem Abendessen dann noch herausstellen soll, ist einer der Jungs Livs zukünftiger Stiefbruder, was das Chaos perfekt macht. Und als wäre das alles nicht genug, träumt Liv eines Tages von der Jungs-Clique. Doch dieser Traum ist anders als alle anderen. Denn genau genommen, träumt sie nicht von sondern mit den Jungs. Denn sie kann sich nicht nur an die Handlungen erinnern sondern auch über Sachen, die sie niemals vorher gewusst haben kann. Somit fällt die logische Erklärung, dass das Unterbewusstsein Schuld an diesem sehr lebhaften Traum ist, weg. In den nächsten Wochen muss sich Liv einigen Herausforderungen stellen. Wird sie es schaffen ihr gesamtes Weltbild zu überdenken?

Ich hatte schon sehr viele Bücher von Kerstin Gier gelesen und war nicht weniger anspruchsvoll, was „Silber – Das erste Buch der Träume“ anging. Umso mehr überraschte es mich, dass Kerstin Gier es schaffte meine Erwartungen um einiges zu übertreffen. Fangen wir erst mal mit der Geschichte an sich an, die den Leser in ihre traumhafte Szenerie entführt. Silber behandelt eine Geschichte, die so fantastisch ist, dass sie schon wieder glaubwürdig wirkt. Ich hatte mir während des Lesens oft vorgestellt, dass so etwas vielleicht wirklich passieren kann. Und dieser Effekt macht für mich ein gutes Buch aus. Mich haben Träume schon immer fasziniert, vor allem was uns unser Unterbewusstsein in unseren Träumen alles mitteilen will. Doch die Story geht über dieses logische Denken weit hinaus. Das muss auch die Protagonistin Liv eigentlich Olivia feststellen. Sie ist ein sehr rational denkendes Mädchen, wie ihre kleine Schwester Mia. Ich glaube, dass sie das bei der Mutter auch sein mussten. Denn ohne das Selbstvertrauen hätten sie diesen Umzugs-Wahnsinn nicht überstanden. Man merkt schnell, dass sie eine innige Bindung zueinander haben und sich gegenseitig beschützen. Ich fand diesen Aspekt so wunderbar, weil ich in einigen anderen Büchern nur Schwestern erlebt habe, die sich streiten und lieber Einzelkinder wären. Da fand ich diesen Teil der Story besonders erfrischend. Mich hat die schlagfertige Art von Liv auch abwechseln fasziniert und zum Lachen gebracht. Sie hat fast immer einen frechen Spruch auf den Lippen und merkt selbst nicht, wie sie so alle für sich einnimmt. Ich konnte mich gut in sie hineinversetzen und fieberte mit ihr bis zu letzten Seite mit. Alles in allem eine der gelungensten Protagonistinnen, die ich seit langem kennen lernen durfte. Auch die anderen Charaktere sind nicht weniger interessant. Die Jungs der Clique sind so abwechslungsreich wie die Farben des Regenbogens. Ohne zu viel verraten zu wollen, kann ich euch versprechen, dass für jeden etwas dabei sein wird. Vom Badboy bis hin zum unwiderstehlich fürsorglichen Typen. Man merkt schnell, dass Kerstin Gier sehr viele Stunden und Gedanken mit all ihren Charakter verbracht hat, da sehr viele ihrer Figuren zwei Gesichter haben. Und nein, das meine ich nicht sprichwörtlich. Dank der raffinierten Schreibweise von Frau Gier und ihrem Hang Sarkasmus in das Buch mit einzubringen, habe ich das Buch in wenigen Stunden verschlungen und freue mich schon auf den nächsten Teil. Das Cover ist wie immer wunderschön gestaltet und zeigt einige Elemente, die im Buch einen großen Anteil haben. Alles in allem ist „Silber – Das erste Buch der Träume“ ein mehr als gelungener Auftakt einer Trilogie und ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der einmal in die Träume anderer reisen will und eine Auszeit von der Realität brauch.
 

Sonntag, 14. Juli 2013

Clockwork Angel von Cassandra Clare


Clockwork Angel“ von Cassandra Clare ist der Auftakt ihrer neuen Reihe, der "Chroniken der Schattenjäger". Erschienen ist das Buch bereits im Februar 2011 im Arena-Verlag und umfasst 580 Seiten.
Im Jahr 1878 kommt Theresa „Tessa“ Gray mit dem Schiff von New York nach England um endlich ihren Bruder wiederzusehen, ihren einzigen, noch lebenden Verwandten. Doch bevor sie ihn treffen kann, wird sie mit Hilfe einer List von zwei merkwürdigen Frauen entführt und gefangen gehalten. Die Frauen zwingen sie mittels grausamer Übungen ihre Gabe zu entfalten, von der sie selbst bisher nichts gewusst hat: Tessa kann sich mit Hilfe von Gegenständen in dessen vorherige Besitzer verwandeln. Als sie schließlich erfährt, dass sie mit dem unbekannten, geheimnisvollen Magister vermählt werden soll, wagt sie einen Fluchtversuch, der jedoch kläglich misslingt. Erst dem eher zufällig auftauchenden Will Herondale gelingt es, sie mit Hilfe seiner Gefährten zu retten. Sie bringen das verletzte Mädchen ins Institut, wo sie dann erfährt, was sie wirklich ist: ein Schattenwesen – und somit eigentlich die natürliche Feindin der Schattenjäger...

Nachdem mich die „Chroniken der Unterwelt“ bereits total gefesselt haben, wollte ich natürlich deren Nachfolger (oder ja eigentlich Vorgänger) auch lesen. „Clockwork Angel“ ist, wie bereits erwähnt, der erste Band der "Chroniken der Schattenjäger" und erzählt nun die Vorgeschichte dazu. Er spielt im London des 19. Jahrhunderts – ein Umstand, der mich ebenfalls sehr gereizt hat, dieses Buch zu lesen.
Erzählt wird Gesichte in der Betrachter-Perspektive, man begleitet abwechselnd Tessa und Will auf ihren Wegen und verpasst so keine Geschehnisse. Cassandra Clares Schreibstil ist flüssig und leicht zu lesen. Sie schafft es sehr gut, ihre Charaktere und Schauplätze zum Leben zu erwecken. Ich hatte das (teils fiktive) viktorianische London beim Lesen direkt vor Augen. Ein kleines Manko waren die doch schon recht deutlichen Parallelen zu den „Chroniken der Unterwelt“. Tessa, die bisher nichts von ihren Fähigkeiten ahnte, erinnert doch sehr an Clary, legt die selbe Naivität und Unsicherheit an den Tag und fühlt sich nach der Offenbarung ihres wirklichen Wesens ziemlich verloren, jedoch mit dem Unterschied, dass sie ein Schattenwesen ist und keine Schattenjägerin. Und auch Will weist einige Ähnlichkeiten mit Jace auf. Genau wie der blonde Schattenjäger ist er überheblich, teils unnahbar und trägt auch ein sehr gut gehütetes Geheimnis mit sich herum. Er scheint sich zu Tessa hingezogen zu fühlen, stößt sie aber unsanft weg, wenn sie sich mal näher kommen.

Trotz allem jedoch sind sämtliche Figuren sehr schön ausgearbeitet, jeder hat so seine Eigenarten, seine ganz eigene Geschichte, über die man gerne mehr erfahren möchte, und ich habe einige von ihnen sehr ins Herz geschlossen. Unter anderem Henry, Charlottes etwas schusseligen, aber auf seine Art genialen Ehemann. Überhaupt nicht warm geworden bin ich allerdings mit Jessamine, der minderjährigen Schattenjägerin, die sich mit ihrem Schicksal so gar nicht anzufreunden vermag. Mit ihrem Verhalten den anderen gegenüber und ihren ständigen Versuchen, einen Weg aus dem Institut zu finden, hat sie sich mir gegenüber äußerst unsympathisch gemacht.

Das Cover hat mir gut gefallen. Es zeigt eine alte Tischuhr, umrandet von mystischen Figuren, doch anstelle eines Ziffernblatts ist in ihrer Mitte ein düsteres Bild Londoner Wahrzeichen und die dunkle Silhouette eines Menschen. Die Übersetzung von "Clockwork" hat mich allerdings ziemlich irritiert. Hat man den Titel noch original belassen, so wurde der „Clockwork Angel“ im inneren dann als „Klockwerk-Engel“ übersetzt. Ebenso wie die Klockwerk-Kreaturen. Warum hat man hier nicht einfach das Wort „Uhrwerk“ genommen?

„Clockwork Angel“ hat mir wirklich gut gefallen – trotz der kleineren Mankos mit der nicht ganz neuen Geschichte und der Übersetzung. Dafür punktet es mit einer gehörigen Portion Steampunk.

Ich möchte auf jeden Fall erfahren, wie es weiter geht mit Tessa, Will, Jem und den anderen und werde die Folgebände lesen.

Mittwoch, 10. Juli 2013

Das Mädchen mit dem Stahlkorsett von Kady Cross


„Das Mädchen mit dem Stahlkorsett“ ist der erste Roman, den die US-Schriftstellerin Kathryn Smith unter dem Pseudonym Kady Cross veröffentlicht hat. Die mir vorliegende Bonus-Edition des Buches (exklusiv mit der Vorgeschichte von Finley Jayne) umfasst 464 Seiten und ist am 09.04.2013 im Heyne-Verlag erschienen.
Finley Jayne ist 16 Jahre alt und lebt im London des 19. Jahrhunderts. Um ihrer Mutter und ihrem Stiefvater nicht auf der Tasche zu liegen, arbeitet sie seit geraumer Zeit als Dienstmädchen. Allerdings behält sie keine ihrer Stellen sonderlich lange. Denn Finley ist kein gewöhnliches Mädchen. Ihr Körper beherbergt zwei Persönlichkeiten: einmal die schwache, brave Finley und zum anderen ihr dunkles Ich, das übermenschliche Fähigkeiten besitzt und fast schon skrupellos ist. Es kommt immer dann zum Vorschein, wenn Finley negative Gefühlsschwankungen erlebt, wenn sie also große Angst oder Wut verspürt. Dann übernimmt ihre dunkle Seite vollends die Kontrolle. So auch, als sie eines Abends vom arroganten Sohn ihres Arbeitgebers bedrängt wird. Ohne dass Finley groß Einfluss darauf nehmen könnte, bricht ihre dunkle Seite durch und sie verprügelt den Widerling. Aus Angst vor Strafe – sei es durch das Familienoberhaupt oder gar die Polizei – flieht Finley überstürzt aus dem Haus in die dunkle Nacht und gerät dabei in einen Unfall mit Griffin King.

Wie sich herausstellt, ist Finley nicht die einzige mit besonderen Fähigkeiten. Auch Griffin und seine Freunde umgibt ein Geheimnis. Jeder aus der kleinen Gruppe hat ebenfalls ein dunkles Talent und sie haben es sich zur Aufgabe gemacht Londons Straßen vom Bösen zu befreien. Gegen den Willen seines Freundes Sam nimmt Griffin Finley in die Gruppe auf, verspricht ihr, ihr zu helfen, die dunkle Seite zu kontrollieren und gleichzeitig ihrem Geheimnis auf die Spur zu kommen.
Was keiner der beiden ahnt: ihre Verbindung reicht wesentlich weiter, als bis zu dem Unfall. Und schon bald muss die Gruppe sich mit wesentlich mehr herumschlagen, als nur mit Finleys Problemen, und zwar mit einer Gefahr, die das ganze Empire bedroht. 


Mein erster, richtiger Steampunk-Roman – und ich wurde nicht enttäuscht. Es war für mich überhaupt kein Problem, mich in die Geschichte einzufinden. Kady Cross' Schreibstil ist jugendlich und einfach zu lesen. Sie beschreibt die Personen und Schauplätze sehr schön plastisch, man kann sich alles sehr gut vorstellen und hat schnell ein Gefühl für die Umgebung und die Kleidung ihres Steampunk-Londons.

Wie bereits erwähnt, habe ich die Bonus-Ausgabe des Buches vorliegen. In dieser ist die Vorgeschichte Finleys Jaynes als Prolog eingearbeitet. So beginnt alles relativ ruhig. Aber durch eben diesen ca. 100 Seiten langen Prolog lernt man sie schon sehr gut kennen und kann später noch besser in die Geschichte reinfinden, denn bereits kurz nach Beginn des ersten Kapitels geht es recht actionreich los. Das Ganze ist in der Betrachter-Perspektive geschrieben. Zwar begleiten wir meist Finley auf ihren Wegen, doch auch aus Griffins und Sams Sicht sind einige Passagen geschrieben. Man bekommt also einen umfassenden Überblick. Die Charaktere haben mir sehr gut gefallen. Sie sind alle wunderbar ausgearbeitet und facettenreich. Finley war mir von Anfang an sehr sympathisch. Man fühlt die ganze Zeit mit ihr, spürt ihre Angst, ihre Verwirrung, wenn ihre dunkle Seite mal wieder von ihr Besitz ergriffen hatte, bemerkt ihre Gefühlswirrungen bezüglich Griffin und dem Gentleman-Gangster Jack Dandy. Aber auch Griffin und den Rest der Gruppe habe ich schnell ins Herz geschlossen. Allerdings hätte ich liebend gerne auch noch ein wenig mehr über Emily und Sam erfahren. Deren Hintergrundgeschichten sind nämlich leider kaum erwähnt worden. Aber ich hoffe einfach, dass sich dies in den Folgebänden noch ändern wird. Das ein oder andere Mal war ich dann doch schon ein wenig verwundert über die Techniken und die Möglichkeiten, die den Protagonisten dieses Romans bereits im 19. Jahrhundert zur Verfügung stehen. Aber das ist eben Steampunk.

Das Cover hat mir, im Gegensatz zum englischen, sehr gut gefallen. Es zeigt ein Bild von Finley vor einem dunklen Hintergrund. Auch Steampunk-Elemente wurden hier verarbeitet, und zwar in der Kleidung Finleys. Der Beginn eines jeden Kapitels ist mit dem Abbild des Hutes der Titelfigur geschmückt und vor dem Prolog ist noch eine Karte Londons abgedruckt. Das englische Cover passt meiner Meinung nach überhaupt nicht. Für einen Jugendroman wirkt es zu erwachsen, die Titelfigur ähnelt Finley in keinster Weise, noch zeigt das Cover irgendwelche Steampunk-Elemente.
Der Titel des Buches ist vielleicht nicht hundertprozentig gut gewählt, gibt es doch nur eine einzige Szene, in der wirklich von eben diesem Stahlkorsett die Rede ist.

Alles in allem hat mir der erste Teil der „Steampunk-Chronicles“ sehr gut gefallen. Ein wunderbarer Jugendroman, in dem auch die obligatorische Dreiecksgeschichte nicht fehlt. Es hat mich wirklich neugierig auf mehr gemacht. Aus diesem Grunde mache ich mich auch direkt an den zweiten Teil „Das Mädchen mit dem Flammenherz“, der mir bereits vorliegt.

Samstag, 6. Juli 2013

Zeitenzauber - Die goldene Brücke von Eva Völler


In „Zeitenzauber – Die goldene Brücke“ nimmt uns Eva Völler wieder mit auf eine Reise durch die Zeit. Erschienen ist der 320 Seiten umfassende Roman im März 2013 bei Bastei Lübbe. Ich danke dem Verlag herzlich für die Bereitstellung des Buches.
Eigentlich ist Anna total happy. Seit über einem Jahr führen Sebastiano und sie eine glückliche Beziehung. Das ist zwar nicht ganz einfach, immerhin wohnt sie in Frankfurt und er in Venedig, doch das tut ihrer Liebe keinen Abbruch. Es wird eben gependelt, wann immer es den beiden möglich ist. Und dann gibt es ja schließlich auch noch die ganzen Abenteuer, die sie gemeinsam bestreiten seit Anna sich ebenfalls dem Geheimbund der Zeitwächter angeschlossen hat. Dann jedoch erreicht sie ein Anruf von José, einem der Alten. Er erklärt ihr, dass Sebastiano in der Vergangenheit feststeckt – und zwar im Paris des 17. Jahrhunderts wo er in einer speziellen Mission unterwegs war. Anna muss nun ebenfalls dorthin reisen und versuchen ihm zu helfen wieder zurück zu gelangen. Doch das ist leichter gesagt als getan! Denn als sie ihn endlich findet, hat er keine Ahnung wer sie ist. Er hat sein Gedächtnis verloren und hält sich nun für einen Musketier.

Wird es ihr rechtzeitig gelingen seine Erinnerungen zu wecken und die ihnen auferlegte Aufgabe zu erfüllen oder ist ihr Liebster für immer in der Vergangenheit verloren?

Ich hatte bereits den ersten Teil der Reihe „Zeitenzauber – Die magische Gondel“ begeistert gelesen und auch dieses Mal wurde ich nicht enttäuscht. Zwar lag über ein Jahr zwischen der Veröffentlichung der beiden Bücher, doch man war sofort wieder gefangen in Annas und Sebastianos Welt, was ganz sicher auch an der bildlichen Sprache Eva Völlers liegt. Wenn sie schreibt, kann man sich die Personen und Orte einfach wunderbar vorstellen und fühlt sich, als stecke man mittendrin.
Die Geschichte beginnt gleich ziemlich Action-geladen mit der Befreiung Casanovas und mündet dann nach einer kurzen Verschnaufpause direkt im nächsten Abenteuer in Paris. Es wird wieder aus Annas Sicht erzählt, so dass man sehr gut an ihrem Leben teilhaben kann. Man fühlt ihr Entsetzen als sie die schlimme Nachricht von Sebastianos Verschwinden bekommt und später bemerkt, dass er sie überhaupt nicht mehr erkennt. Gewohnt tollpatschig entlockt sie einem wieder das eine oder andere Lachen oder ein amüsiertes Kopfschütteln, beweist aber zeitgleich wirklich Mut und Kämpfernatur, wie sie sich da beinahe allein – nur mit Hilfe zweier noch unbekannter Personen – in einer fremden Stadt auf die Suche nach Sebastiano macht und dann alles daran setzt, ihn wieder zurückzugewinnen.

Sebastiano war mir anfangs fast ein wenig unsympathisch, aber er konnte ja nichts dafür – schließlich ist er ja nicht er selbst. Fast abweisend und ein wenig überheblich, wollte ich ihn am liebsten kräftig schütteln und so dafür sorgen, dass er sich endlich an seine Freundin erinnert. Mit jeder Zeile, die ich über ihn las, änderte sich das jedoch und ich mochte ihn wieder so wie zu Beginn des Buches – trotz fehlender Erinnerungen. Auch die Nebencharaktere waren wieder liebevoll und authentisch ausgearbeitet. Einige von ihnen habe ich so lieb gewonnen, dass ich fast ein wenig traurig bin, dass es – vermutlich – kein Wiedersehen mit ihnen geben wird.

Das Cover hat mir auch wieder äußerst gut gefallen. Diesmal in grün gehalten, zeigt es zwei Figuren (sicher Anna und Sebastiano) auf einer Brücke über der Seine vor einem riesigen Vollmond. Es passt einfach wunderbar.

„Zeitenzauber – Die goldene Brücke“ hat mich eindeutig wieder in seinen Bann gezogen. Ein spannendes, in sich abgeschlossenes Buch, das zugleich allmählich ein paar Geheimnisse um die Zeitwächter lüftet. Ich freue mich schon sehr auf den dritten Band. In welche Zeit es unsere beiden Protagonisten wohl diesmal verschlagen wird?

Dienstag, 2. Juli 2013

Neferets Fluch: Eine House of Night Story von P.C. Cast


Lang ersehnt und endlich da: „Neferets Fluch“ von P.C. Cast, und wie jedes „House of Night“-Buch erschienen im Fischer Verlag, stillt es die Sehnsucht der Leser nach einer weiteren „House of Night“-Story. Auf 263 Seiten können wir die Anfänge einer noch sehr jungen Neferet erleben, die sich in einer harten Zeit beweisen musste. Wird Neferet es schaffen sich durchzusetzen ohne sich zu verlieren?
Alles beginnt am 15. Januar 1893 als die 15-jährige Emily (später Neferet) zum ersten Mal in ihr Tagebuch schreibt. Sie weiß und sagt selbst, dass ihre Worte nichts wert sind, aber für sie so eine Art Heilung sind. Denn sie muss zusehen wie ihre Mutter stirbt, als sie den leblosen Körper ihres so lang erwünschten Sohnes zur Welt bringt. Kurz vor ihrem Tod spricht Emilys Mutter nochmal zu ihr und sie weiß, sie wird die folgenden Worte nie vergessen: „...Du sollst wissen, was es bedeutet Ehefrau und Mutter zu sein. Du sollst dich nicht blind darauf einlassen, wie ich es tat.“ Kurz nach dem Tod ihrer Mutter soll Emily erfahren, was es heißt eine Ehefrau zu sein, denn ihr Vater verlangt von ihr, ihre Mutter zu ersetzen. Nach ihrer zweimonatigen Flucht, die sie in ihrem Bett verbrachte, musste sie sich dem Willen ihres Vaters beugen und abgemagert und leichenblass wieder am Leben teilnehmen. Es schleicht sich langsam der Alltag ein, indem sie allabendlich an der Seite ihres Vaters zu Abend isst und sich seinen anzüglichen Blicken immer bewusster wird. Als neue Dame des Hauses Wheiler muss sie sich jetzt neben ihren ganzen gesellschaftlichen Pflichten auch noch um das Haus und ihren Vater kümmern. Mit ihren erst 16 Jahren (ihren Geburtstag hat sie in den 2 Monaten der Flucht einfach „verschlafen“) gibt sie Empfänge und muss sich den gehässigen Äußerungen von der Mutter ihrer damalig besten Freundin stellen. Alles meistert sie mit Bravur, aber trotzdem kann sie dem Grauen, das sich ihr Vater nennt, nicht entziehen. Einen Ausweg bietet ihr der junge Arthur, der sie nur allzu bereit zur Frau nehmen will. Am Abend ihrer Verlobung passiert das Unaussprechliche... 


Als ich „Neferets Fluch“ innerhalb von 3 Stunden durchlas, dachte ich danach sehr lange darüber nach. Was Neferet bzw. Emily passierte, passiert heutzutage fast täglich. Das Buch hat mir vor Augen geführt, dass kein Mensch böse geboren wird, sondern ihn seine Vergangenheit prägt. Natürlich will ich Neferets weitere Taten auf keinen Fall entschuldigen, doch ich kann sie dank dieses Buchs besser verstehen. Neferet bzw. Emily ist mir im Laufe des Buches immer wichtiger geworden und ich finde es traurig, dass aus so einem herzlichen, selbstbewussten und vor allem kämpferischen Mädchen so eine boshafte Frau geworden ist. P.C.Cast hat einen unverwechselbaren Schreibstil und ihre Geschichten behandeln alle Facetten eines Menschen bzw. Vampyrs Kein Mensch ist in seinem Charakter nur Gut oder nur Böse. Es gibt keine alberne Schwarzweiß-Malerei, sondern nur die Realität, wie sie durchaus sein kann. Ich fand es auch sehr erstaunlich, dass mich die Figur von Arthur so sehr enttäuschen konnte. Immerhin ist diese Person reine Fiktion und trotzdem war ich so sauer auf ihn. Und das finde ich auch so erstaunlich an den Charakteren: Dass sie so wandelbar sind und sich auch im Buch immer wieder verändern und von Gut zu Böse werden und anders herum. Auch der Vater hat in mir einen Hasse geweckt, wie ich es kaum für möglich gehalten hätte. Es ist wirklich wunderbar, dass P.C.Cast es schafft, die Gefühle der Leser zu wecken, dass man bei jeder Seite mitfiebert. Der Schreibstil ist wie immer sehr locker, obwohl im 19. Jahrhundert etwas förmlicher gesprochen wurde. Diese „Sprachform“ wurde aber nicht zu kompliziert gestaltet, sodass man den Gesprächen sehr gut folgen konnte. Ich fand auch, dass Emily sehr fortschrittlich für ihre Zeit gedacht und gehandelt hat. Sie hatte eine außergewöhnliche Art die Menschen um sie herum zu durchschauen. Nach diesem Buch bekomme ich einfach Lust auf mehr „House of Night“-Bücher und ich freue mich schon auf das Nächste. „Neferets Fluch“ ist ein einzigartiger Einblick in das Leben der jungen Emily, die so viel in ihrem kurzen menschlichen Leben erleiden musste. Ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der Vorbehalte gegenüber Neferet hat und mutig genug ist, ihre Geschichte zu lesen, auch wenn man seine bisherige Meinung nach diesem Buch definitiv überdenken sollte.