Mittwoch, 30. Januar 2013

Jake Djones und die Hüter der Zeit von Damian Dibben


Eine spannende Reise durch die Zeit erwartet uns in Damian Dibbens Debüt „Jake Djones und die Hüter der Zeit“. Erschienen ist der 353 Seiten umfassende Roman im September 2012 im Penaligon-Verlag und er verspricht der Auftakt einer interessanten Reihe zu werden.
Es begann wie ein vollkommen normaler Tag. Doch nach der Schule findet sich der 14-jährige Jake Djones plötzlich von zwei merkwürdigen Gestalten gekidnappt in einem Bentley wieder. Sie bringen ihn in eine Art Geheimversteck und erzählen ihm, seine Eltern wären Teil einer Organisation von Geschichtshütern, könnten durch die Zeit reisen und derzeit würden sie im Venedig des 16- Jahrhunderts vermisst. Und auch er selbst hätte die genetischen Voraussetzungen dafür. Natürlich hält Jake sie für verrückt. Trotzdem folgt er ihnen, neugierig wie er ist, als der gesamte Stützpunkt geräumt wird und alle Anwesenden sich auf ein altes Schiff begeben. Im letzten Moment gesellt sich auch Jakes Tante Rose zu ihnen und versichert ihm, dass alles, was man ihm gesagt hätte, der Wahrheit entspricht. Und dann begibt sich die gesamte Gruppe auf die Reise ins Jahr 1820. Dort befindet sich auf dem eindrucksvollen Mont St. Michel das Hauptquartier der Geschichtshüter und Jake lernt weitere Mitglieder der Organisation kennen. Als sich drei junge Agenten (Charlie, Nathan und Topaz) bereit machen, um auf die Suche nach seinen Eltern zu gehen, schleicht Jake sich heimlich mit an Bord jenes Schiffes, mit dem die Reise durch die Zeit angetreten werden soll, kann er doch nicht nur die ganze Zeit untätig herumsitzen. Bis seine Anwesenheit bemerkt wird, ist es bereits zu spät und so reist Jake mit ins Jahr 1506, wo die vier jungen Helden einem grauenhaften Komplott auf die Spur kommen. Wird es ihnen gelingen, Jakes Eltern zu retten und Prinz Zeldts Plan zu vereiteln?

Wieder einmal war es das wunderschön gestaltete Cover, das meine Aufmerksamkeit auf sich zog: Das Symbol der Geschichtshüter, welches ebenfalls in der Geschichte Erwähnung findet, dominiert den Umschlag zusammen mit einem geprägten Titel. Auch Mont St. Michel findet seinen Platz. Und auf der Rückseite kann man sogar einen Blick auf die vier Helden des Buches werfen und hat so eine gute Vorstellung der einzelnen Personen. Nach einem – trotz der Entführung von Jake gleich zu Beginn – etwas schleppenden Anfang, hat mich das Buch dann doch sehr in seinen Bann gezogen und es war schnell durchgelesen. Der einfache, aber durchaus gute Schreibstil, hat dies dabei noch zusätzlich unterstützt. Ein weiterer, interessanter Aspekt des Buches ist, dass der Autor einige historische Fakten in die Geschichte mit eingestrickt hat, so dass man neben dem Lesevergnügen auch noch etwas lernt.

Damian Dibben hat hier ein paar wirklich interessante Charaktere entworfen, die man schnell ins Herz schließt. Da wäre natürlich Jake, der sich anfangs eher recht kopflos in die ganze Sache stürzt, sich aber im Laufe des Buches zu einem ziemlich begabten Agenten entwickelt. Topaz ist das einzige Mädchen der Truppe und bei diesem Auftrag die Einsatzleiterin. Mit ihrer Schönheit verdreht sie Jake recht schnell den Kopf, doch hütet sie auch ein dunkles Geheimnis. Der äußerst sympathische Charlie ist so etwas wie ein kleiner Professor und wird beinahe auf Schritt und Tritt begleitet von seinem Papagei, der sich im Laufe des Buches als äußerst hilfreich erweist. Und Nathan, der selbstverliebte Draufgänger, bewahrt auch in den schlimmsten Situationen einen kühlen Kopf. Jeder hat so seine Eigenheiten, die man aber einfach lieben muss – ja, sogar Nathans Selbstverliebtheit.

Ab dem zweiten Drittel nimmt die Spannung schlagartig zu und hört im Prinzip bis zum Schluss nicht wirklich auf. Das Buch ist in sich eigentlich abgeschlossen, aber es sind einige Fragen offen geblieben und auch die Informationen über die einzelnen Charaktere sind recht rar gestreut, so dass man das Erscheinen des zweiten Teils – der übrigens im antiken Rom spielen wird – kaum erwarten kann.

 

Freitag, 25. Januar 2013

Lysanders Legenden - Carla von Julia Tarach


Heute stelle ich euch das Buch „Lysanders Legenden Band 1 – Carla“ vor, welches im April 2012 im AAVAA-Verlag erschien ist. Aber erst einmal möchte ich meinen Dank an die Autorin Julia Tarach richten, die mir ein Exemplar ihres 263 Seiten umfassenden Romans zur Verfügung gestellt hat. Es war ein Vergnügen, es zu lesen.
Carlas Leben verläuft momentan nicht gerade optimal. Nachdem ihr Kollege Christian ihr eine Präsentation ruiniert und ihr Chef ihm daraufhin den Vorzug gegeben hat, will sie eigentlich nur noch eines: ab in ihren Lieblingsclub und dort ein wenig Ablenkung finden. Doch auch das läuft nicht wie gewünscht, denn die „Ablenkung“ entpuppt sich als echte Niete. Und als wäre das alles noch nicht genug, wird sie auch noch von merkwürdigen Träumen heimgesucht, in denen ihr eine mysteriöse Gestalt begegnet – Lysander. Dieser überredet sie, Christian näher zu kommen, um sich in ihrem Job besser durchzusetzen. Doch als sie dies tut, trifft sie der Schock, denn nachdem sie ihn geküsst hat, ist er tot! Sie hat ihn getötet. Aber wie genau? Und warum? Sie ist erschrocken und verwirrt. Die spärlichen Informationen, die Lysander und Leoba, ein weiteres Mitglied der sogenannten Garde, ihr zukommen lassen, bringen auch nur langsam Licht ins Dunkel. Trotzdem folgt sie Lysander – nachdem sie den Drang verspürt eine Weile einfach zu verschwinden – zu dessen Anwesen, um für eine Weile dort zu wohnen. Hier lernt sie auch die anderen Garde-Mitglieder kennen und erfährt: sie muss drei Prüfungen absolvieren. Wird ihr das gelingen? Und wie meistert man seinen Alltag, wenn jede Berührung tödlich sein kann?

Ich muss sagen, anfangs fiel es mir schwer, mich in das Buch hinein zu lesen. Was sicher auch ein wenig an Carla lag. Sarkastisch, ungeduldig und teilweise fast schon aggressiv, war sie für mich als Hauptperson ein wenig gewöhnungsbedürftig. Einige Male taten mir ihre „Opfer“ beinahe ein wenig leid, wenn Carla verbal über sie herfällt. Doch wenn man sich schließlich erst einmal daran gewöhnt hat, ist es erfrischend anders, eine leicht biestige Protagonistin zu haben. Trotzdem gab es die eine oder andere Situation, in der ich ihr Verhalten nicht ganz nachvollziehen konnte – unter anderem z.B. als sie sich schließlich mit ihrem neuen Schicksal abgefunden zu haben scheint und ihre Aufgabe plötzlich beinahe schon skrupellos erfüllt. Alles in allem ist Carla eine ungewöhnliche, aber dennoch gut ausgearbeitete Protagonistin.

Ich hatte von dem Buch vorher noch nichts gehört, doch die kurze Artikel-Beschreibung bei Amazon hat mich neugierig gemacht. Und ich wurde nicht enttäuscht. Die Autorin hat einen schönen, leichten Schreibstil. Durch die Ich-Perspektive kann man sich gut in die Geschichte einfühlen. Auch die Gliederung der Kapitel – jedes einzelne ist nach einem Wochentag benannt und stellt einen Tagesablauf dar – ist mal etwas Neues. Allerdings hätte ich einen etwas sparsameren Gebrauch der Kosenamen, gerade zu Beginn des Buchs, schöner gefunden.

Der Anfang ist ein wenig zäh, es dauert eine kleine Weile, bis die Geschichte wirklich in Fahrt kommt, doch als es dann schließlich soweit war, mochte ich das Buch kaum aus der Hand legen. Durch Carlas Sicht bekommen wir Leser auch nur nach und nach die Informationen, die wir so gerne hätten und so manches Geheimnis hält sich auch noch bis zum Schluss. Ich hoffe, dass in den Folge-Bänden die Aufklärung dann folgt. Die Spur einer Liebesgeschichte lässt sich auch bereits erahnen, ist jedoch bei weitem nicht so dominant wie in vielen anderen Büchern. Vielleicht ändert sich das ja auch im Laufe der Reihe noch? Ich persönlich würde es mir wünschen.

Alles in allem ein empfehlenswertes Buch. Ich bin neugierig, wie es weiter geht. Dem Titel nach zu Urteilen lernen wir ja im nächsten Band vielleicht ein anderes Mitglied der Garde näher kennen? Ich bin gespannt.

 

Montag, 21. Januar 2013

Anna im Blutroten Kleid von Kendare Blake


Am 12. November veröffentlichte der Heyne-Verlag „Anna im Blutroten Kleid“. In ihrem Debütroman präsentiert uns Kendare Blake auf 382 Seiten eine wirklich spannende Geistergeschichte und ich bin immer noch vollkommen gefangen. Ich danke dem Verlag, dass sie mir ein Exemplar dieses Romans zur Verfügung gestellt haben.

Theseus Cassio Lowood – kurz Cas genannt – ist kein Junge, wie jeder andere. Er hat eine dunkle Begabung: zusammen mit seiner Mutter reist er durch das ganze Land, macht Jagd auf Geister, die er dann mit Hilfe seines Athame – einem alten Familienerbstück – aus der Welt verbannt und tritt somit in die Fußstapfen seines verstorbenen Vaters. Ein Hinweis führt ihn nach Thunder Bay, wo ein besonders blutrünstiger Geist sein Unwesen treiben soll: Anna im blutroten Kleid. Es heißt, sie habe mit dem spurlosen Verschwinden von 27 Jugendlichen zu tun – für Cas also keine Frage, dass er ihr dringend das Handwerk legen muss. Doch als er ihr schließlich begegnet, muss Cas feststellen, dass diesmal alles anders ist. Denn Anna ist keineswegs ein normaler Geist und noch dazu ungewöhnlich stark. Als dann noch ein paar seiner Mitschüler in das Ganze mit hinein gezogen werden, scheint alles aus dem Ruder zu laufen und Cas muss sich fragen, schafft er es auch diesmal, seine Bestimmung zu erfüllen oder machen seine Gefühle ihm einen Strich durch die Rechnung? „Eine ganz normale Junge-trifft-Mädchen-, Mädchen-ermordet-Leute-Geschichte.“

Dieses Buch hat mich wirklich von Anfang an gepackt und ich habe es nur ungern – und nur wegen der alltäglichen Verpflichtungen – aus der Hand gelegt. Es beginnt direkt mit der Jagd auf einen Geist, somit ist sofort eine gewisse Spannung vorhanden und obwohl es natürlich auch ruhigere Passagen gibt, reist sie nie ganz ab. Der flüssige Schreibstil macht es einem leicht, sodass ich das Buch trotzdem innerhalb von eineinhalb Tagen durchgelesen habe. Ich persönlich finde es immer mal wieder erfrischend, ein Buch aus der Sicht eines Jungen zu lesen, was somit ein weiterer Pluspunkt war. Es war ein Vergnügen, Cas kennenzulernen und mitzuerleben, wie der vorsichtige Einzelgänger plötzlich Gefühle entwickelt und sogar – etwas, das er vorher immer bewusst vermieden hat – Freundschaften aufbaut. Die anderen Charaktere habe ich auch schon nach wenigen Seiten ins Herz geschlossen. 

Sie sind wirklich gut ausgearbeitet und vielschichtig und ich finde es toll, wie sie sich noch im Laufe der Geschichte entwickeln, besonders Thomas, der sich von einem leicht freakigen, verschüchterten Hexer in einen guten und mutigen Freund wandelt. Und auch Carmel war eine echte Überraschung. Die beliebte Highschool-Queen war ausnahmsweise mal kein dummes, eingebildetes Weibchen, sondern ein nettes, intelligentes Mädchen. Ich hoffe, dass man im nächsten Buch vielleicht noch mehr über sie erfährt, auch über Cas' Mum, die eine Wicca ist. Stellenweise geht es ziemlich blutig zu, da werden Leute in zwei Teile gerissen und ähnliches, was mich keineswegs stört. Es ist eben ein Buch mit einem gewissen Horror-Einschlag. Jedoch sollte das Buch vielleicht erst ab einem gewissen Alter gelesen werden.

Das Cover, der Heyne-Verlag hat hier das Originale aus dem Englischen übernommen, ist wirklich düster und äußerst passend gestaltet. Es zeigt Anna in ihrem blutigen Kleid vor dem Haus, das sie heimsucht, umgeben von Nebelschwaden, selbst ihre Haare wabern um ihren Kopf, genau wie im Buch immer wieder mal beschrieben. Allerdings hat mir der Original-Titel („Anna dressed in Blood“) ein wenig besser gefallen als die Übersetzung.

Mein Fazit: ein tolles, spannendes Buch. Ich hoffe, ich muss nicht zu lange auf den zweiten Teil („Girl of Nightmares“) warten. Verdiente 5 Schmetterlinge.

Freitag, 11. Januar 2013

Shadow Falls Camp - Erwacht im Morgengrauen von C.C. Hunter


Ich las vor einigen Monaten das Buch „Shadow Falls Camp – Geboren um Mitternacht“ und konnte es kaum abwarten bis der 2. Band der „Shadow Falls Camp“-Reihe von C.C. Hunter erschien. Doch vor einigen Tagen bekam ich „Shadow Falls Camp – Erwacht im Morgengrauen“ vom Fischer Verlag zu geschickt, wofür ich mich hier rechtherzlich bedanken möchte. 
Auf den 516 Seiten können wir Kylie und ihren Freunden auf ihrer Suche nach sich selbst und so allerhand Liebesverwirrungen begleiten. Doch alles erstmal auf Anfang.

Kylie fühlt sich sichtlich wohl im Shadow Falls Camp und hat sich wunderbar eingelebt. Wäre da nicht ein weiblicher Geist, der ihr Nacht für Nacht erscheint und sie immer wieder mit dem gleichen Satz warnt: „Du muss es aufhalten, Kylie. Du musst! Oder es wird etwas Schreckliches geschehen – jemandem, den du liebst…“ Aber wer ist es und was wird geschehen? Es bleibt vorerst bei dem Versuch diese Fragen zu lösen. Doch wer glaubt, dass Kylie jetzt ruhig in den Tag hinein leben kann, der irrt. Neben dem Geist, spukt auch noch eine andere Person in Kylies Kopf und in ihren Träumen herum: der Werwolf Lucas. Dass das Derek, der eine Fee ist und mehr für Kylie empfindet, als bloße Freundschaft, nicht wirklich gefällt, dürfte jedem klar sein. Doch für wen entscheidet sich Kylie? Für Lucas, der mit Fredericka abgehauen ist und ab und zu mal einen Brief schreibt und den sie seit sie 5 Jahre alt ist kennt, oder für Derek, welcher immer für sie da war, wenn sie ihn brauchte, aber ihre Gefühle lesen und kontrollieren kann? Die Situation verbessert sich auch nicht, als Miranda ein Zauber misslingt und sie Kylies kleinen Kater Socke in ein Stinktier verwandelt und es auch nicht rückgängig machen kann oder dass Kylie spürt, dass sie jemand beobachtet. Doch wer ist der Fremde und stellt er eine potentielle Gefahr dar? 

Hätte Kylie ihre Freundin Holiday nicht, die gleichzeitig auch die Campleiterin ist, würde sie wohl ewig in ihrer Identitätskrise stecken und nie wieder heraus kommen. Denn eine Frage schwebt über allen anderen: Was ist Kylie und was hat das alles mit ihrem verstorbenen Vater Daniel zu tun? Rat sucht Kylie bei dem Wasserfall, wo sich auch die geheimnisvollen Todesengel aufhalten sollen. Als plötzlich ein Mord geschieht, brauch Kylie alle Hilfe, die sie bekommen kann, denn sie wird das Gefühl nicht los, dass alles irgendwie mit ihr zu tun hat. Doch wie kann man es mit einem unbekannten Feind aufnehmen, wenn man nicht einmal selber weis, was man ist?

Ich war von „Shadow Falls Camp – Erwacht im Morgengrauen“ einfach nur begeistert und gleichzeitig total geplättet. Es ist nicht zu übersehen, dass die Charaktere, welche C.C. Hunter kreiert hat, ihr wirklich am Herzen liegen. Die jeweiligen Handlungen sind perfekt auf ihre Charaktere zugeschnitten und absolut nachvollziehbar, aber nicht vorhersehbar, sodass ich sehr viel lachen und mir auch die Haare raufen musste. Man fiebert von Seite zu Seite mit jeder Figur mit, ob sie nun die Hauptrolle spielt oder nicht. Ich habe mir sehr oft beim lesen gedacht: „Küss sie endlich!“ oder „Tu doch was, igendwas!“ Die Figuren werden aber nie langweilig, zu aufdringlich oder sogar zu abstrakt, sodass man sich gut mit ihnen identifizieren kann. Kylie als Hauptcharakter macht Fehler und sie würde sich manchmal einfach gerne in ihrem Bett verstecken und alles ausblenden. Aber genau diese Unsicherheit macht sie wieder so sympathisch und zugänglich für jeden Leser. 

Das Niveau und die Spannung des gesamten Buchs zeigen sich auf jeder Seite. C.C. Hunter schafft es wieder eine wundervolle Welt zu schaffen, die anders, aber auch immer noch dieselbe Welt ist, die wir schon aus dem ersten Band kennen. Die Sprache ist sehr gut verständlich, aber niveauvoll, und das Cover ist wie immer wunderschön gestaltet und zeigt eine Szene aus dem Buch. Obwohl ich zugegebenermaßen Angst hatte, dass mich der 2. Band enttäuschen würde, war ich einfach nur überwältigt von dem Buch. Und ich kann es einfach jedem empfehlen, der eine interessante, witzige und doch romantische Lektüre für einen Tag brauch. Denn länger wird es nicht dauern dieses Buch zu lesen, da ihr es verschlingen werdet.

Mittwoch, 2. Januar 2013

Legend – Fallender Himmel von Marie Lu


Mit „Legend – Fallender Himmel“ präsentiert uns Marie Lu eine klassische Dystopie. Es ist ein düsteres, zerklüftetes Amerika, welches uns die Jung-Autorin dort auf 368 Seiten aufzeigt. Erschienen ist ihr Debüt-Roman im September 2012 im Loewe-Verlag.
Wir schreiben das Jahr 2130. Day ist mit seinen 15 Jahren so etwas wie der „Staatsfeind Nr. 1“. Geboren und aufgewachsen in den Armenvierteln der Republik – einem kleinen Teil der ehemaligen USA, beherrscht von einem Diktator und im erbitterten Kampf gegen die Kolonien – musste er, wie jedes 10-jährige Kind den „großen Test“ absolvieren und fällt, zu aller Überraschung, mit Pauken und Trompeten durch. Nach der, in diesem Fall üblichen, Verlegung in ein sogenanntes Arbeitslager, schafft er es, von dort zu fliehen und lebt fortan auf der Straße. Getrieben von seinem ausgeprägten Gerechtigkeitssinn fängt er an, Aktionen der Republik zu sabotieren und militärische Stützpunkte anzugreifen und ihnen so zu schaden – jedoch immer darauf bedacht, keinem Menschen dabei etwas zu Leide zu tun. 

Da seine Familie ihn für tot hält (einzig sein großer Bruder John weiß, dass er noch lebt), kann er nur versuchen, sie aus der Ferne im Auge zu behalten und ihnen zu helfen. Als er eines Abends mit ansehen muss, wie auch an ihrer Tür das große, rote X, das Zeichen für den Ausbruch der Seuche, angebracht wird, bricht er Hals über Kopf ins Krankenhaus ein, um das Gegenmittel zu stehlen. Doch diesmal geht alles schief und am Ende muss Day den jungen Militärpolizisten Captain Metias Iparis verletzen, um zu entkommen. 

June Iparis, ebenfalls 15, ist das Wunderkind der Republik. Nach dem frühen Tod ihrer Eltern wird sie von ihrem großen Bruder aufzogen, er ist alles, was sie noch hat. Den großen Test hat sie, als Einzige, mit der höchsten Punktzahl von 1500 bestanden und wird seither von der Republik ausgebildet. Als dann auch noch Metias stirbt, bricht ihre Welt zusammen und sie will nur noch eines: Rache an dessen Mörder – Day! Sehr im Interesse der Machthaber der Republik. Sie nehmen June in den aktiven Militärdienst auf und setzen sie als verdeckte Ermittlerin auf den meistgesuchten Verbrecher an. Und es dauert auch nicht lange, bis sie ihn aufspürt. Entgegen seinem eigentlich eher misstrauischen Naturell, bietet Day ihr an, ihn und seine Partnerin Tess zu begleiten. June nimmt das Angebot an. Dann jedoch läuft es anders als geplant. June beginnt, die Welt durch Days Augen zu sehen und ihn ganz allmählich zu verstehen. Und recht bald stellt sie sich die Frage: ist dieser Junge wirklich Metias Mörder? Oder steckt noch etwas ganz anderes dahinter?



Die Tatsache, dass der erste Band der Trilogie jeweils abwechselnd aus der Sicht der beiden Protagonisten geschrieben wurde, hat mir sehr gut gefallen. So bekommt man einen guten Einblick in die Gefühlswelt der beiden. Marie Lus Schreibstil ist leicht und jugendlich. Sie schafft es, die Situationen sehr detailreich zu gestalten, ich hatte keine Mühe, mir die Umgebung des zerklüfteten Amerika und die Lebensumstände vorzustellen. Allerdings haben mir noch ein paar Informationen dazu gefehlt, wie genau diese Umstände entstanden sind, das heißt: warum stehen die Kolonien und die Republik im Krieg? Was sind die politischen Aspekte dabei? Ich hoffe einfach mal, dass es darauf in den weiteren Bänden Antworten geben wird. Das Cover ist, schneeweiß, mit goldener Prägung und lila Schriftzug, gleichermaßen schlicht gehalten, wie auch ein echter Blickfang. Es macht sich wirklich gut im Bücherregal und war somit eine gute Wahl des Verlages.

Ein kleines Manko für mich war, dass ich weder mit Day, noch mit June wirklich warm geworden bin. Klar, jeder von beiden war auf seine Art recht sympathisch, ihre Charaktere und auch die der Nebenfiguren sind interessant und gut ausgearbeitet und ich habe recht gerne über sie gelesen, sie sind mir jedoch nicht so sehr ans Herz gewachsen, wie einige andere Protagonisten aus anderen Büchern. June sogar noch eine Spur weniger als Day. Gerade anfangs war sie mir sehr fremd, was sich im Laufe der Geschichte dann zum Glück ein wenig geändert hat. Aber dennoch möchte ich auf jeden Fall wissen, wie es mit ihnen allen weitergeht.