Sonntag, 30. Juni 2013

Zurück nach Hollyhill von Alexandra Pilz


Am 25. Februar erschien der Debütroman der jungen deutschen Schriftstellerin Alexandra Pilz. „Zurück nach Hollyhill“ entführt uns auf 352 Seiten in ein ganz spezielles Dorf. Ich danke dem Heyne-Verlag, dass ich ein Rezensionsexemplar lesen durfte.
Emily ist fassungslos. Am Tag ihres Abiturs bekommt sie von ihrer Großmutter ein ganz besonderes Geschenk: einen Brief ihrer lang verstorbenen Mutter, in dem diese sie auffordert, nach Hollyhill zu fahren, dem Heimatdorf ihrer Mutter. Nach einigem Überlegen steigt sie schließlich ins Flugzeug und fliegt nach Großbritannien. Doch dort angekommen, steht sie vor einem Problem: wie findet man ein Dorf, das auf keiner Karte verzeichnet zu sein scheint? Allein und durchnässt irrt sie nach einer überraschend endenden Taxifahrt durchs Dartmoor als plötzlich ein Geländewagen neben ihr hält. Emily ist wie vom Blitz getroffen als sie dessen Fahrer sieht. Von diesem Jungen, Matt, kaum älter als sie selbst, hat sie doch vor ein paar Tagen geträumt! Ist er anfangs noch sehr freundlich und hilfsbereit, ändert sich dies jedoch schlagartig als Matt erfährt, dass sie nach Hollyhill will. Zwar weiß er wo das gesuchte Dorf liegt und nimmt Emily in seinem Wagen mit, doch von da an lässt er keinen Zweifel daran aufkommen, dass es ihm ganz und gar nicht passt, dass sie dort ist. Aber warum? Was hat er gegen ihre Anwesenheit? Oder gar gegen sie selbst? Dass die restlichen, etwas schrulligen Dorfbewohner sie hingegen freundlich aufnehmen, ist da nur ein schwacher Trost. Der Zwist mit Matt setzt Emily mehr zu, als ihr lieb ist und sie brennt darauf, endlich mehr über ihre verstorbene Mutter und deren Bezug zu diesem Ort zu erfahren. Doch dann taucht ein verrückter Mörder auf und entführt Emily. Nach ihrer Rettung findet sie sich plötzlich im Jahre 1981 wieder und Matt ist nur noch ihr kleinstes Problem.

Das Buch hat mir äußerst gut gefallen. Alexandra Pilz hat einen tollen, plastischen Schreibstil. Die Beschreibungen der Charaktere und Orte waren wunderbar detailreich, so dass ich mir alles sehr gut vorstellen konnte. Vor allem das kleine Dörfchen Hollyhill ist beim Lesen nahezu vor meinem inneren Auge erschienen. Die Geschichte ist aus der Betrachter-Perspektive geschrieben, so dass man das Ganze nicht nur aus der Sicht eines einzelnen erlebt, sondern auch Einblick in die Gedanken verschiedener Personen bekommt.

Die Charaktere waren mir auf Anhieb sehr sympathisch. Emily ist ein aufgewecktes, vernünftiges Mädchen, jedoch manchmal eine kleine Spur zu zickig. Es gab die eine oder andere Situation, in der ich ihre Reaktion nicht ganz nachvollziehen konnte. Und auch Matt hat mich zwischendurch mit seiner Geheimniskrämerei halbwegs in den Wahnsinn getrieben, dennoch ist er mir schnell ans Herz gewachsen. Von den Nebenfiguren erfährt man relativ wenig. Außer Silly und Joe, die zum Ende hin noch eine größere Rolle einnehmen, spielen die anderen Dorfbewohner eigentlich nur am Rande mit, was ich ein wenig schade fand, denn gerade von Rose hatte ich etwas mehr zu lesen erwartet nachdem Emily schließlich den Grund für deren merkwürdiges Verhalten aufgedeckt hat. Ich hoffe, dass man sie in den Folgebänden vielleicht noch näher kennen lernt.
Am Ende sind noch einige Fragen offen geblieben, unter anderem ein Geheimnis, das Matt mit sich herumträgt und Emilys Mutter zu betreffen scheint. Auch hier hoffe ich später auf mehr Informationen.

Das Cover hat einen großen Anteil daran gehabt, dass ich das Buch unbedingt lesen wollte. Quietsch-gelb und mit verschnörkelter Schrift und schwarzer Silhouette von Emily und Hollyhill im verregneten Großbritannien ist es relativ einfach, aber dennoch äußerst hübsch und passend gestaltet – ein echter Eyecatcher im Buchregal.

„Zurück nach Hollyhill“ ist ein gelungenes Debüt einer jungen Autorin. Eine gute Mischung aus Spannung und Liebe, gewürzt mit Zeitreisen. Für mich eine tolle Kombination, in diesem Falle allerdings mit kleineren Schwächen. Der Epilog macht einen jedoch neugierig auf mehr und ich freue mich schon auf einen Folgeband.
    

Mittwoch, 26. Juni 2013

Höllenflüstern: Riley Blackthorne - Die Dämonenfängerin 3 von Jana Oliver


Ich habe heute das große Vergnügen ein wunderschönes Buch vorstellen zu dürfen. „Höllenflüstern“ von Jana Oliver ist der dritte Band der „Riley Blackthorne – Die Dämonenfängerin“-Reihe, der beim Fischer Verlag erschienen ist. Für das Rezensionsexemplar möchte ich mich recht herzlich bedanken. Wie man Armageddon verhindern kann, kann man auf diesen 488 Seiten erfahren.
Rileys Leben wurde in ihren Grundfesten erschüttert: Ihr Vater wurde von dem Höllenfürsten persönlich reanimiert, Beck hat eine neue Flamme, die ihr und den Dämonenfängern das Leben schwer macht, dann ist auch noch der Vatikan hinter ihr her und Ori, der gefallene Engel, hat sie entjungfert damit sie ihm ihre Seele überlässt. Und zu allem Überfluss muss sie den Weltuntergang verhindern, weil sie Simon retten wollte und dem Himmel diesen Gefallen schuldet. Wer wäre da nicht überrascht, wenn Riley einfach den Kopf unter die Decke stecken würde? Doch sie kämpft unerbittlich weiter. Denn immerhin muss geklärt werden, wer an den gefälschten Weihwasserflaschen Schuld ist. Und was wäre eine Spionageaktion ohne ihren besten Freund Peter? Ausgerüstet mit der richtigen Technik, gehen Riley und Peter der Sache auf die Spur. Doch das ist gar nicht so einfach, denn die Jäger sind hinter ihr her und haben ein Druckmittel: Beck. Auch wenn sich Riley ihre Gefühle für ihn nicht eingestehen will, möchte sie ihn trotzdem nicht in Gefahr bringen und stellt sich ihren Widersachern. Womit keiner bei dem Verhör gerechnet hat, ist, dass Riley von der Hölle und vom Himmel beansprucht wird. Das zeigen deutlich zwei Male auf ihren Händen. Doch der Vatikan beschließt, dass sie Riley erst einmal laufen lassen wollen. Sie muss zwar bei dem Großmeister Stewart wohnen, doch es gibt definitiv schlimmere Dinge. Zum Beispiel mit Beck weiter den Weihwasserskandal zu lüften und mit ihm gemeinsam alleine auf dem Dach einer Fabrik zu warten bis der beobachtete Lastwagen endlich losfährt und sie ihn verfolgen können. Doch dank ihren Streitereien verlieren sie ihn aus den Augen. Beck fühlt sich schon im Recht als er Riley eröffnet, dass er die nächste Nacht ohne sie losziehen wird, da entdeckt Riley den Lieferwagen... Wird es Riley schaffen die Geheimnisse zu lüften und den Weltuntergang zu verhindern?

Als ich mit dem lesen des 3. Bandes begonnen habe, war ich sehr gespannt, denn den 2. Band fand ich stellenweise sehr langatmig. Deswegen ging ich mit gemischten Gefühlen an das Buch. Aber ich wurde überrascht. „Höllenflüstern“ ist so ganz anders als sein Vorgänger. Das fängt schon bei der Spannung und der Handlung an. Es war wirklich auf jeder Seite Action und Spannung. Das Lesen wurde einem somit versüßt und definitiv erleichtert, denn man merkte gar nicht, dass man zum Beispiel schon 200 Seiten gelesen hat. Riley wurde auch viel sympathischer und vor allem interessanter. Während sie im zweiten Band mehr weinte als zu handeln, war sie im 3. Band entschlossener und kampfbereit. Sie beschwerte sich nicht mehr über ihr Los, sondern handelte nach besten Wissen und Gewissen. Riley ist nicht länger das kleine Mädchen, das sich sonst immer rumschubsen lässt, sondern tritt sogar dem Vertreter des Vatikan entgegen. Auch ihre Beziehung zu Beck verändert sich zum positiven. Obwohl beide von Außenstehenden einen Schubs in die richtige Richtung brauchen, nähern sie sich im Laufe des Buchs an. Und das sehr glaubwürdig. Beck und Riley haben einer dieser ganz besonderen Beziehungen, die im Buch sehr gut rüber kommt. Riley kann sich mit ihm nicht so frei unterhalten wie mit Peter und ich denke fast jeder von uns kennt eine Person, bei der es uns auch so geht.

Beide machen eine erhebliche Entwicklung zu ernstzunehmenden Personen durch – ohne große Gefühlsschwankungen, wie es in den vorherigen Bänden der Fall war. Die Unsicherheiten stehen ihnen nicht länger im Weg und das bringt Jana Oliver sehr gut rüber. Was ich auch sehr schön finde, ist, dass sie uns viel Spielraum für Spekulationen und Fantasie lässt. Manche Autoren verzetteln sich mit Beschreibungen, doch Sie spart hierbei am richtigen Ende. Der Leser bekommt wichtige Details über die Personen, Dämonen und Umgebungen, aber nicht so sehr, dass sie einem die Illusionen nimmt. Auch die Nebenfiguren wachsen einem sehr ans Herz. Es ist wirklich ergreifend, wie man leidet, wenn einer der Nebenfiguren stirbt, obwohl der Charakter nur einmal im Buch eine aktive Rolle gespielt hat. Auch das Cover ist wunderschön gestaltet und passt zum Inhalt des Buchs. Alles in allem ist „Höllenflüstern“ um Längen besser, als sein Vorgänger und ich kann es jedem empfehlen, der eine gute Dämonenjagd zu schätzen weiß.

Donnerstag, 13. Juni 2013

Seelen von Stephenie Meyer


Seelen“ von Stephenie Meyer (Original „The Host“) umfasst 862 Seiten und ist 2008 bei Carlsen in deutscher Sprache erschienen. Jetzt wurde der Roman verfilmt und kommt am 13.6. 2013 ins Kino. Ich bedanke mich beim Concorde-Filmverleih, der "Seelen" in die deutschen Kinos bringt, dass ich der Pressevorführung beiwohnen durfte.
In diesem Sciencefiction-Roman ist die Erde in einer fernen Zukunft von parasitären Lebewesen übernommen, den sog. Seelen. Sie werden in den Wirtskörper eingepflanzt und verdrängen dessen Persönlichkeit vollkommen. Fortan leben die Seelen das Leben ihrer Gastgeber weiter, aber in einer völlig friedlichen Zivilisation mit perfekter medizinischer Versorgung, ohne Krieg oder Aggressionen untereinander.
Aber auf der Erde stoßen sie auf Widerstand. Es gibt rebellische Zellen, die sich verstecken und der Übernahme entkommen wollen. Sie werden von gnadenlosen Suchern gejagt, die auch die letzten Menschen zur Übernahme finden wollen. Wir begleiten eine besonders erfahrene Seele, Wanderer (später Wanda), die der jungen Rebellin Melanie Stryder nach deren Ergreifung eingepflanzt wurde um so an das Versteck der Menschen zu gelangen. Doch Melanie wehrt sich. Sie ist nicht bereit ihre Persönlichkeit der Seele zu überlassen und macht Wanderer das Leben schwer. Diese kann zwar teilweise die gewünschten Informationen an ihre Sucherin weitergeben, aber sie ist nicht in der Lage gewisse Mauern, die Melanie errichtet hat, zu durchbrechen. Langsam beginnen die beiden Frauen in einem Körper einen Dialog. Melanie zeigt Wanderer Erinnerungen an ihren Gefährten Jared, den sie liebt. Und da ist auch noch ihr jüngerer Bruder Jamie, den sie mit aller Macht, die ihre schwesterliche Liebe und Fürsorge bieten kann, schützen will. Dem kann sich Wanderer nicht entziehen, auch sie lernt diese beiden Menschen zu lieben. Sie beginnt der Sucherin Informationen vorzuenthalten. Als beschlossen wird, da Wanderer nicht so funktioniert wie von ihr erwartet, diese einem anderen Wirt zuzuführen und die Sucherin in Melanie zu implantieren und sie nach erfüllter Mission zu entsorgen (sprich töten), gibt es nur eine Möglichkeit: Flucht! Denn beide wollen Jared und Jamie bedingungslos schützen.
Sie fliehen völlig unzureichend vorbereitet in die Wüste und folgen Aufzeichnungen von Melanies Onkel Jeb, die zu einem Versteck führen wie Melanie hofft. Jeb findet Wanderer tatsächlich 3 Tage später halbtot in der Wüste ... und die Schwierigkeiten nehmen ihren Lauf. Jeb hat tatsächlich eine Höhle, in der knapp 30 Menschen Zuflucht gefunden haben, und es ist keiner begeistert einen Parasiten, wie sie von Seelen besetzte Menschen nennen, bei sich zu haben. Alle haben Angst, dass Wanderer die Sucher auf ihre Fährte gebracht hat. Doch Jeb ist ein alter Fuchs, der genau beobachtet und sich seinen Teil denkt. Am schlimmsten ist jedoch Jareds Reaktion, der sich auch in der Höhle befindet. Er ist voller Abscheu und Ablehnung und schlägt Wanderer halb tot. Bevor sie zusammenbricht fragt sie ihn noch, ob Jamie auch dort ist und bedankt sich bei Jared, dass er ihn auch in Sicherheit gebracht hat.
Als Wanderer wieder aufwacht, ist sie eine Gefangene. Melanie verzehrt sich vor Liebe nach Jared, der sie bewacht, und auch Wanderer ist sich ihrer Liebe zu diesem Mann bewusst. Er bringt es aber nicht übers Herz sie zu töten, was allerdings andere Bewohner der Höhle gerne täten, allen voran Kyle. Wenn der Doc sie nicht haben kann, dann soll „Es“ sterben. Er greift Jared an. Kyles Bruder Ian verteidigt Kyle und Wanderer will Jared verteidigen. Jeb kann das Schlimmste verhindern. Er stellt die Regel auf, dass derjenige, zu dem der Körper gehört hat, entscheiden soll was mit ihm passiert.
Endlich trifft sie auch Jamie. Er ist sofort auch an Wanderer interessiert, will wissen wo sie herkommt. Nach ein paar Tagen stellen die Sucher die Suche nach der vermissten Wanderer ein, aber nicht deren zugeteilte Sucherin. Diese macht im Alleingang weiter und durchkämmt immer wieder die Wüste. Wanderer erklärt, dass sie vor der Sucherin geflohen ist und das Versteck nicht preisgegeben hat, sonst hätten sie gezielt gesucht und würden nicht aufgeben. Sie habe allein zu Jared und Jamie gewollt. Ian wird daraufhin unsicher und überdenkt seine Einstellung, aber Jared hält sie für eine Art Super-Sucher.
Als Jared auf einen Beutezug zur Lebensmittelbeschaffung muss, nutzt Jeb die Gelegenheit und beginnt Wanderer in die Gemeinschaft zu integrieren. Er nennt sie fortan Wanda. Sie darf in Jareds Wohnhöhle schlafen und Jamie leistet ihr Gesellschaft. Ihm erzählt sie von den Welten da draußen. Schließlich ist das Vertrauen so groß, dass sie ihm bestätigt, dass Melanie noch da ist.
Wanda fängt an überall mitzuarbeiten, sei es bei der Feldarbeit, in der Küche oder beim Kleiderwaschen im unterirdischen Fluss. Anfangs sorgen Jeb, Jamie oder Ian mit dem Gewehr für ihre Sicherheit, aber mit der Zeit tritt eine gewisse Akzeptanz ein. Botengänge für Jeb sorgen auch dafür, dass sie sich besser auskennt. Sie soll sogar abends nach dem Essen von den anderen Welten erzählen. Und dann stellen sich erste Kontakte ein, Wanda gewinnt Freunde! Das ist eine ganz neue Erfahrung für sie, die sie von keiner ihrer bisherigen Welten kennt.
Doch dann kehrt Jared zurück und er ist überaus angepisst von der neuen Situation. Er will Wanda auf der Stelle erschießen. Jeb erklärt, dass nicht nur Jared das Entscheidungsrecht hat, sondern auch Jamie! Jared fühlt sich von Jeb verraten und hintergangen. Und Jamie ist wie gelähmt, dass Jared Wanda töten will. Es kommt zur Auseinandersetzung zwischen Jared und Jamie. Die Enttäuschung des Jungen lässt Jared klarer sehen und er geht dem Jungen nach.
Die Lage entspannt sich wieder und jetzt traut sich auch Ian Wanda nach Melanie zu fragen. Sie bejaht ihm gegenüber, dass Melanie noch da ist. Wanda bezeichnet sich als Verräterin, aber Ian hält sie für eine Emigrantin, die ihre Gesellschaft verlassen habe.
Schließlich kommt auch Jared zu Wanda und fragt nach Melanie. Diese möchte ihre Liebe zu Jared rausschreien, aber Wanda ist vorsichtig und wartet ab, denn Jareds Blick ist noch voller Abscheu. Allerdings gefällt es ihr neben Jared zu sitzen, was Melanie wiederum nicht witzig findet. Melanie überflutet Wanda mit Erinnerungen an Jared von früher und will sie so zum handeln bringen. Jared stellt eine Überlegung nach der anderen an, aber Wanda traut sich nicht ihm zu sagen, dass Melanie noch da ist. Schließlich küsst Jared Wanda! Wandas Gefühle für Jared explodieren und Melanie reagiert darauf mit Eifersucht. Sie benutzt Wandas Faust und schlägt Jared. Wanda fühlt sich ob dieses Tests wie eine Laborratte und Melanie ist auch ganz außer sich. Aber: Jared ist jetzt unsicher, ob es nicht doch stimmt, dass Melanie da ist, wie Jeb, Jamie, Doc und Ian behaupten. Er versichert Melanie, dass er sie geküsst habe und nicht Wanda und dass er sie liebt...

Wie können die beiden Frauen mit der Eifersucht umgehen? Und warum ist Ian plötzlich so um Wanda besorgt? Ist eine Dreier-Beziehung in zwei Körpern nicht schon kompliziert genug? Was bringt die Zukunft in der Höhlen-Gemeinschaft? Es lauern Tod und Verletzung ohne Medikamente. Was ist Docs großes Geheimnis? Und welches Wandas? Zu allem Überfluss taucht die Sucherin mit einem Helikopter auf! Und Kyle hat auch noch nicht aufgegeben! Kann es eine Zukunft für die Gruppe und die Menschen geben und eine Lösung für die große Liebe?


Frau Meyer ist mit Seelen nach der „Twilight“-Saga abermals eine große Lovestory gelungen, die berührt. Sie schreibt flüssig und vermag mit ihren Worten nicht nur Landschaften vor dem inneren Auge entstehen zu lassen, sondern auch Seelenzustände – im wahrsten Sinne des Wortes. Das Cover zeigt eine Gesichtshälfte von Melanie, aus der einem der Silber reflektierende Augenkranz von Wanda entgegen leuchtet. Darunter der verspielte Schriftzug des Titels in erhabener Schrift. Sehr cool.
Die Idee, die Frau Meyer da entwickelt, ist durchaus interessant und wirft Fragen auf, etwa was den Menschen ausmacht. Dass er aufrecht geht und eine Kultur entwickelt hat? Ist er beliebig austauschbar und immer noch ein Mensch? Sind Seelen tatsächlich die besseren Menschen? Oder gehört sein ganz persönliches Wesen dazu, um den Menschen komplett zu machen, auch wenn er bisweilen gewalttätig ist?
Man braucht etwas Muse zum lesen, aber mich hat das Buch gefesselt. Die Story ist gut durchdacht und in aller Konsequenz zu ende gebracht. Die Charaktere vermögen zu begeistern und der ständige Konflikt zwischen Wanda und Melanie in einem Körper um Jared ist mal was anderes. Als dann noch Ian dazu kommt, wird es richtig kompliziert.

Nicht weniger turbulent kommt der Film daher. Mit Saoirse Ronan als Melanie/Wanda, Max Irons als Jared und Jake Abel als Ian hat Andrew Niccol den Roman in einen 2-Stunden-Film adaptiert und die Charaktere stimmig besetzt. Die unermüdliche Sucherin wird von Diane Kruger knallhart gegeben. Das Tempo des Films ist deutlich höher als das des Buchs, denn die Handlung musste natürlich mehrfach gestrafft werden. Auch wurden einige Action-Sequenzen ergänzt, die dem Film zusätzlich Speed verleihen. Die sterile Welt der Seelen ist stylish umgesetzt, die Wüste sorgt für großes Panorama. Die Muse bleibt dabei allerdings ein bisschen auf der Strecke.
Wenn zum Abspann „Radioactive“ von Imagine Dragons erklingt, geht man aber gut gelaunt nach 2 Stunden guter Unterhaltung aus dem Kino und hat einen Ohrwurm für den Rest des Tages.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass zur Verfilmung von "Seelen" eine Film-Ausgabe mit dem Filmplakat auf dem Cover erschienen ist, das die drei Hauptdarsteller zeigt, und das Making-of "Seelen - Das offizielle Buch zum Film" von Mark Cotta Vaz, dessen Cover an das Original angelehnt ist.

Ich kann Buch und Film jedem empfehlen, der Sciencefiction mag und auf große Lovestorys steht.
 

Mittwoch, 5. Juni 2013

Bitterzart von Gabrielle Zevin


„Bitterzart“ von Gabrielle Zevin, im Fischer Verlag erschienen, war eines meiner Wunschbücher. Und dank „Blogg dein Buch“, die uns für eines der zahlreichen Rezensionsexemplare ausgewählt haben, konnte ich das Buch einige Tage später in der Hand halten. Auf 544 Seiten können wir eine Welt, in der Schokolade und Kaffee illegal sind, und eine taffes junges Mädchen namens Anya Balanchine erleben.
New York 2083: Die Stadt ist pleite, Rohstoffe wie Papier sind knapp und Kaffee und Schokolade sind illegal. Was würdest du tun? Anya Balanchine muss sich um ihre Geschwister Natalya (Natty) und Leo sowie ihre kranke Großmutter kümmern. Denn obwohl Leo ihr großer Bruder ist, ist er nach einem Attentat geistig behindert. Und somit ist Anya nun das Familienoberhaupt der Balanchines. Doch damit nicht genug. Anya befindet sich in einer Beziehung zu Gable, einem Typen, der definitiv nicht gut für sie ist. Er stiehlt ihre Schokolade, und wäre Leo nicht im Zimmer erschienen hätte er sie vermutlich noch zum Sex gezwungen. Daraufhin trennt sich Anya von Gable. Dann ärgert sich Anya noch mit ihrer restlichen Familie rum und in der Schule muss sie Strafdienst verrichten, weil sie ihrem jetzigen Ex-Freund heiße Lasagne über den Körper schüttete. Zum Glück steht ihr ihre beste Freundin in jeder Lebenslage bei und es taucht auch noch ein neuer Schüler mit Namen Win in der Schule auf, der sie zwar anfangs nicht weiter zu interessieren scheint, aber dem sie sich doch verbunden fühlt. Doch es gibt ein Problem. Er ist der Sohn des Oberstaatsanwalts und steht somit auf der anderen Seite des Gesetzes als sie und ihre Familie. Außerdem steht ihre beste Freundin Scarlet auf ihn, was Win für sie zu einem Tabu macht. Es ist Anya natürlich nicht vergönnt etwas Normalität in ihr Leben zu bringen, denn kurze Zeit später wird Gable ins Krankenhaus eingeliefert. Die Diagnose: Vergiftung. Die Schokolade, die er von Anya gestohlen hatte, war vergiftet. Sie wird daraufhin in das Gefängnis „Liberty“ gebracht und in den Keller gesperrt. Scarlet und Win halten auch in dieser Lebenslage zu ihr. Als raus kommt, dass sämtliche Schokolade vergiftet war, wird Anya frei gelassen und lernt auf diesem Weg den Vater von Win kennen, der ihr von einer romantischen Beziehung zu Win abrät. Die Zwei halten sich nicht an den Rat von Charles Delacroix und beginnen eine Beziehung, die aufgrund von Anyas katholischen Glauben eher harmlos bleibt. Es scheint, als hätte Anya endlich ein bisschen Glück, doch dann bricht das Chaos aus und Anya muss sich entscheiden, wem sie vertrauen kann...

Ich ging mit einem guten Gefühl an das Buch. Der Klappentext versprach eine sehr neue und spannende Geschichte mit interessanten Charakteren. Leider wurde ich etwas enttäuscht. Natürlich ist die Geschichte auf ihre Art und Weise neu und ich entdeckte sehr viel Potential in den Ideen der Autorin, aber leider wurde dieses nicht vollkommen ausgeschöpft. Die Beschreibungen der Gesellschaft wirkten unvollständig. Politische, soziale und gesellschaftliche Elemente wurden sehr oberflächlich erklärt bzw. behandelt. Zum Glück konnten die Charaktere dieses Manko wettmachen. Anya musste schon sehr früh erwachsen werden, da sie sich um ihre Geschwister und ihre kranke Großmutter „Nana“ kümmern muss. Sie wirkt einerseits sehr fortschrittlich, andererseits etwas engstirnig, da sie sich zum Beispiel mit der für sie sehr neumodischen Führung von der Priesterin ihrer Schule nicht anfreunden will. Ich finde es sehr interessant, wenn solche Gegenseitigkeiten sich in einer Person konzentrieren. Ich konnte mich gut in Anya hinein versetzen, auch wenn mir ihr katholischer Glaube fremd war. Das perfekte Gegenstück dazu ist Win. Er kommt aus einer sehr bodenständigen Familie, auch wenn sein Vater der Oberstaatsanwalt ist. Win hat keine Vorurteile und er ist sehr offen in seinen Handlungen, seinen Überzeugungen und für neue Ideen. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und ein Junge, in den sich die meisten Mädchen verlieben würden. Auch die eigentlichen Nebenfiguren und ihr Charakter wirken sehr ausgeklügelt. Scarlet, die beste Freundin von Anya, ist keck und lebhaft. Auf manche könnte sie etwas naiv wirken, doch unter ihrer Oberfläche, denke ich, ist sie ein sehr intelligentes und aufgewecktes Mädchen. Von Gable weiß ich nicht was ich halten soll. Man kann nicht wirklich erkennen, ob er seine Taten bereut. Somit bleibt er ein kleines Geheimnis und jeder muss für sich selbst entscheiden, was er von Anyas Ex-Freund hält. Auch die Konstellation der Familienmitglieder ist Gabrielle Zevin sehr gut gelungen. Zwar sind ein behinderter Bruder und eine todsterbenskranke Großmutter nichts Revolutionäres, aber es hat mich emotional sehr angesprochen. Ich finde die Idee, dass drei Geschwister in einem Mafia-Milieu aufwachsen müssen wirklich bahnbrechend, da ich so eine Geschichte vorher nicht gekannt habe. Mit ihrem Schreibstil konnte Gabrielle Zevin bei mir ebenfalls punkten. Dieser ist sehr flüssig und lückenlos. Ihre Beschreibungen sind plausibel und nachvollziehbar.

Auch wenn einiges an Potential verschwendet wurde, ist diese Liebesgeschichte durchaus gelungen und ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der keine Furcht hat, in eine Geschichte abzutauchen, in der Schokolade und Kaffee illegal sind.