Sonntag, 19. Mai 2013

Abschied nehmen von Sam Miskull


Der historische Roman „Abschied nehmen“ von Sam Miskull, erschienen im Selbstverlag, erweckte gleich meine Neugier als ich den Klappentext las. Ich war sehr froh, dass ich das Buch als Rezensionsexemplar bekommen habe, dafür möchte ich mich recht herzlich bei der Autorin bedanken. Auf 760 Seiten können wir den jungen William auf seiner Reise und seinem Kampf gegen Unterdrückung und Angst begleiten. Wird er in dieser gefährlichen Zeit die Liebe finden?
Der junge William kommt aus gutem englischen Hause und steht im Dienste der Armee. Nichts ahnend wird er eines Tages zu seinem Major Wentworth gerufen. Dieser will mit einigen Soldaten, darunter auch William, in den Norden Schottlands reisen, doch William hat dabei ein ungutes Gefühl. Dieses Gefühl ignorierend kommen sie nach einem fünftägigen Ritt endlich in einem kleinen Dorf in Schottland an. Und in diesem Moment bestätigten die Taten seiner Kameraden Williams ungutes Gefühl. Die anderen Männer erschüttern und zerstören das Dorf komplett, sie schänden die Frauen, aber töten niemanden. William ist über diese Gräueltaten so entsetzt, dass er sich von ihnen abwendet und gleichzeitig unbemerkt einen Vater mit seinem Kind rettet. Als wenn diese ganzen Taten nicht schlimm genug wären, lassen seine angeblichen Kameraden und Freunde ihn noch verletzt zurück, als sie auf dem Heimweg angegriffen werden. Er wird von Marcus, Clanoberhaupt, und dessen Clan gefangen genommen, doch seine schottische Abstammung mütterlicherseits rettet ihm das Leben. William und Marcus freunden sich sogar an und beschließen zusammen ein gefährliches Unterfangen. 

William soll seine alte Truppe um Major Wentworth ausspionieren und die Informationen an Marcus weitergeben. Dies geht ein Jahr gut, doch dann fliegt William auf und muss um sein Leben fürchten. Getrieben von der Angst des bevorstehenden Todes, reitet William zu seiner Familie, um sich zu verabschieden. Doch auch dieses vermeintliche Glück hält nicht lange an. Nach einer stressigen und rasanten Flucht von Zuhause, flieht William zu den Maccallums zurück und lebt dort unter falschem Namen weiter. Als wäre das alles noch nicht genug, muss er auch seine Fähigkeiten beweisen, denn er gilt als verwöhnter Jüngling. Aber er schafft es fast alle zu überzeugen, jedoch nicht Marcus' Tochter Kate, die seinen Aufenthalt ziemlich erschwert. Doch eine unvorhergesehene List von Marcus' Nachbarn Clanoberhaupt Coll veranlasst die drei zusammen zu arbeiten. Werden sie es schaffen alle Intrigen zu bekämpfen und kann William dauerhaft vor Major Wentworth fliehen?


Ich bin ja eigentlich kein großer Freund von historischen Romanen, aber als ich den Klappentext zu „Abschied nehmen“ von Sam Miskull gelesen hatte, war ich echt neugierig. Und jetzt bin ich froh diesem Buch eine Chance gegeben zu haben. Die ersten 200 Seiten habe ich verschlungen, danach wurde es leider etwas langatmig, aber das hat der Geschichte nicht geschadet. Es ist sehr erfrischend nicht immer nur eine Liebesstory zu lesen, sondern auch mal etwas über eine wirkliche Männerfreundschaft, die vielleicht nie hätte funktionieren dürfen. William und Marcus sind mir beide sehr ans Herz gewachsen. Beide stehen mitten im Leben und tragen für sich und ihre Familien eine große Verantwortung. Es war sicherlich alles andere als leicht im 18. Jahrhundert zu leben. Die Angst um die Ernte und die Ungewissheit, ob man von einem anderen Clan vielleicht angegriffen wird, machten das Leben nicht gerade zu seinem Kinderspiel. Viele Männer in dieser Zeit wären der Sache nicht gewachsen gewesen, doch die beiden beklagen sich nicht über ihr Los, sondern handeln. Dieser Tatendrang macht sie für mich auch so sympathisch. William muss sich mehr als einmal bei den Maccallums beweisen, doch stört er sich nicht daran. Er weiß was er kann, doch leider hilft dies nicht weiter, wenn es um Kate geht. Die beiden streiten sich oder gehen sich aus dem Weg. Vielleicht sind genau deswegen die Gefühle von William für Kate so glaubwürdig. Es ist nicht so eine typische „Ich suche die große Liebe und finde sie rein zufällig am nächsten Marktstand“-Geschichte. Die Liebe der beiden ist so groß, dass sie allen Widrigkeiten trotzt. Man bekommt in dem Roman einen guten Einblick über Intrigen und die größten Abgründe der Menschen. Die Gier bestimmt bei Vielen ihr Handeln.

Der Schreibstil ist flüssig und die Geschichte ist gut durchdacht. Sam Miskull ist es gelungen mich zu fesseln und mir historische Romane schmackhaft zu machen. Das Ende lässt noch viel Spielraum für eine Fortsetzung, die ich wieder mit größtem Vergnügen lesen würde. Abgesehen von dem etwas langatmigen Mittelteil, hat mich „Abschied nehmen“ wirklich überzeugt und ich kann es jedem weiterempfehlen, der von sich gedacht hat, nicht auf historische Romane zu stehen und einfach mal etwas Neues wagen will.

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