Kennt ihr das, wenn ihr in der Buchhandlung seid und eigentlich kein bestimmtes Buch kaufen wollt, sondern einfach nur stöbern möchtet und plötzlich springt euch ein Cover ins Auge und es lässt einen einfach nicht mehr los? Dann braucht man natürlich noch Glück, dass der Klappentext einen anspricht. Und wenn der Verlag dann noch so lieb ist und das Buch als Rezensionsexemplar zur Verfügung stellt, kennt das Glück natürlich keine Grenzen. Deswegen möchte ich mich bei dem cbj Verlag bedanken, weil er mir „Der letzte Engel“ von Zoran Drvenkar zukommen ließ. Auf 430 Seiten konnte ich Motte in sein neues Leben begleiten und viele interessante Bekanntschaften machen. |
Doch diese Fragen beschäftigten ihn auch eines Abends noch, obwohl das inzwischen alles viele Jahre her war. Zum Glück weiß Motte genau, wie er sich ablenken kann: Er denkt einfach an Rike. Bisher hat ihn das immer aufgeheitert. Seine Tagträumereien werden jedoch jäh unterbrochen, als sein Laptop den Eingang einer Mail verkündet. Mit dieser Mail verändert sich sein ganzes Leben. Denn kurz gefasst steht darin: Du wirst diese Nacht sterben.
Natürlich würde erst einmal jeder, der so eine Mail bekommt, denken, dass es ein blöder Scherz wäre und sich keine Gedanken machen. Doch irgendwie überfällt einen dann doch die Angst. Und so ergeht es auch Motte. Er verbarrikadiert sich in seinem Zimmer und versucht die ganze Nacht nicht zu schlafen. Doch irgendwann übermannt ihn die Müdigkeit und er schläft ein. Als er nachmittags erwacht, war er sehr erleichtert, dass er doch noch lebt. Oder doch nicht? Denn als er sich im Bad im Spiegel betrachtet, fallen ihm einige Veränderungen auf. Die größte allerdings erschreckt ihn bis ins Mark: Er hat Flügel! Und mit seinem Tod beginnt sich eine Jahrhundertelange Prophezeiung zu erfüllen...
Ich war wirklich sehr gespannt auf das Buch, da mich der Klappentext sehr ansprach. Ich hatte eine großartige und fantasiereiche Geschichte über Engel erwartet und wurde leider etwas enttäuscht. Versteht mich nicht falsch, die Ideen waren super und auch die Grundidee hat mir sehr gut gefallen, doch leider scheiterte es an der Umsetzung.
Das Buch kann man eigentlich in einem Wort zusammenfassen: Rückblenden. Die eigentliche Handlung um Motte nahm maximal 100 Seiten ein. Ich finde es ja eigentlich klasse, wenn Nebencharaktere ausführlich beschrieben werden und man etwas über deren Geschichte erfährt, aber irgendwann verschwamm die Grenze zwischen Hauptcharakter und Nebencharakter. Denn Motte kam eigentlich kaum zu Wort. Das Buch lebte von zahlreichen Personen und diese wurden immer in Rückblenden vorgestellt. Das nahm dem Buch die Spannung. Denn die Handlung geriet dadurch ins Stocken, da die Geschichte aus vielen Perspektiven erzählt wird, aber fast immer die gleiche Szenerie. Aufgrund der ganzen Rückblenden wird der Leser immer mehr verwirrt und irgendwann kam ich einfach total aus der Geschichte raus. Jedoch gab es auch positive Dinge an den zahlreichen Rückblenden. Zum einen wären die Informationen. Ich finde es immer wichtig zu wissen, warum eine Person so handelt, wie sie eben handelt. Ich finde es ganz schlimm, wenn Autoren uns Leser vor vollendete Tatsachen stellen und das war zum Glück bei Zoran Drvenkar nicht der Fall. Er erklärt ausführlich, was die jeweilige Person zu ihrer Handlung „gezwungen“ hat. Die zweite Sache, die ich an den Rückblenden gut fand, war, dass man verschiedene Epochen kennenlernen konnte. Viele „Zeitsprünge“ waren über hunderte Jahre, und die Lebensweise fand ich schon sehr packend.
Doch was mich wirklich fesselte, waren diese sehr facettenreichen Personen. Es war eigentlich für jeden etwas dabei. Ob nun der schüchterne Teenager, der seinen Mut erst wieder entdecken muss, die mutige 10-jährige, die eigentlich meist mehr drauf hat, als jeder Erwachsene, oder der hinterhältige Opa, der eigentlich nur auf sein Wohl aus ist – sie waren alle großartig und sprachen meine Gefühle an. Sie sprangen auch nie aus ihrer Rolle, was ich als sehr angenehm empfand. Zoran Drvenkar hat sehr viel Herzblut in seine Charaktere gesteckt, das hat man gespürt. Leider kam ich einfach mit dem Schreibstil nicht zurecht.
Ab und zu flammte dann doch etwas Spannung auf und so konnte mich „Der letzte Engel“ trotzdem gut unterhalten. Und ich hoffe ganz stark, dass es noch eine Fortsetzung geben wird, denn das Ende lässt dies definitiv zu.
Das Cover ist sehr düster gehalten und zeigt eine Hand, die Federn in der Hand hält. Mit dem Titel “Der letzte Engel“ macht die Gestaltung des Covers Lust auf mehr.
„Der letzte Engel“ von Zoran Drvenkar konnte mir angenehme Lesestunden bereiten. Jeder, der Geschichte liebt und auch Rückblenden, dem lege ich das Buch sehr ans Herz.
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