„Bitterzart“ von Gabrielle Zevin, im Fischer Verlag erschienen, war eines meiner Wunschbücher. Und dank „Blogg dein Buch“, die uns für eines der zahlreichen Rezensionsexemplare ausgewählt haben, konnte ich das Buch einige Tage später in der Hand halten. Auf 544 Seiten können wir eine Welt, in der Schokolade und Kaffee illegal sind, und eine taffes junges Mädchen namens Anya Balanchine erleben. |
Ich ging mit einem guten Gefühl an das Buch. Der Klappentext versprach eine sehr neue und spannende Geschichte mit interessanten Charakteren. Leider wurde ich etwas enttäuscht. Natürlich ist die Geschichte auf ihre Art und Weise neu und ich entdeckte sehr viel Potential in den Ideen der Autorin, aber leider wurde dieses nicht vollkommen ausgeschöpft. Die Beschreibungen der Gesellschaft wirkten unvollständig. Politische, soziale und gesellschaftliche Elemente wurden sehr oberflächlich erklärt bzw. behandelt. Zum Glück konnten die Charaktere dieses Manko wettmachen. Anya musste schon sehr früh erwachsen werden, da sie sich um ihre Geschwister und ihre kranke Großmutter „Nana“ kümmern muss. Sie wirkt einerseits sehr fortschrittlich, andererseits etwas engstirnig, da sie sich zum Beispiel mit der für sie sehr neumodischen Führung von der Priesterin ihrer Schule nicht anfreunden will. Ich finde es sehr interessant, wenn solche Gegenseitigkeiten sich in einer Person konzentrieren. Ich konnte mich gut in Anya hinein versetzen, auch wenn mir ihr katholischer Glaube fremd war. Das perfekte Gegenstück dazu ist Win. Er kommt aus einer sehr bodenständigen Familie, auch wenn sein Vater der Oberstaatsanwalt ist. Win hat keine Vorurteile und er ist sehr offen in seinen Handlungen, seinen Überzeugungen und für neue Ideen. Er war mir von Anfang an sehr sympathisch und ein Junge, in den sich die meisten Mädchen verlieben würden. Auch die eigentlichen Nebenfiguren und ihr Charakter wirken sehr ausgeklügelt. Scarlet, die beste Freundin von Anya, ist keck und lebhaft. Auf manche könnte sie etwas naiv wirken, doch unter ihrer Oberfläche, denke ich, ist sie ein sehr intelligentes und aufgewecktes Mädchen. Von Gable weiß ich nicht was ich halten soll. Man kann nicht wirklich erkennen, ob er seine Taten bereut. Somit bleibt er ein kleines Geheimnis und jeder muss für sich selbst entscheiden, was er von Anyas Ex-Freund hält. Auch die Konstellation der Familienmitglieder ist Gabrielle Zevin sehr gut gelungen. Zwar sind ein behinderter Bruder und eine todsterbenskranke Großmutter nichts Revolutionäres, aber es hat mich emotional sehr angesprochen. Ich finde die Idee, dass drei Geschwister in einem Mafia-Milieu aufwachsen müssen wirklich bahnbrechend, da ich so eine Geschichte vorher nicht gekannt habe. Mit ihrem Schreibstil konnte Gabrielle Zevin bei mir ebenfalls punkten. Dieser ist sehr flüssig und lückenlos. Ihre Beschreibungen sind plausibel und nachvollziehbar.
Auch wenn einiges an Potential verschwendet wurde, ist diese Liebesgeschichte durchaus gelungen und ich kann dieses Buch jedem empfehlen, der keine Furcht hat, in eine Geschichte abzutauchen, in der Schokolade und Kaffee illegal sind.
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