Das Buch "Sterbenskalt" ist am 14. Dezember 2010 im Scherz Verlag erschienen. Der Thriller beinhaltet ganze 608 spannende Seiten. Tana French hat es auch in ihrem dritten Roman geschafft, ihre Leser zu fesseln. Wobei der Thrill keineswegs durch blutige Details entsteht, sondern durch wirklich einzigartige Einblicke in die Abgründe der menschlichen Seele. |
Frank Mackey, der seit über 20 Jahren den Kontakt sowohl zu seiner Familie, als auch zu seiner ursprünglichen Heimat, abgebrochen hat, wird von seiner Schwester, mit der wohl doch ein loser Kontakt vorhanden war, telefonisch elektrisiert. Vor 22 Jahren, eine Nacht, in der er mit seiner Jugendliebe Rosie ein völlig neues Leben in England beginnen wollte, und sie kam nicht zum verabredeten Zeitpunkt. Er fand einen Brief, von dem er annahm, dass er Rosies Abschied an ihn bedeutete, und entschloss sich, trotzdem Irland den Rücken zu kehren und in England – egal wie – neu anzufangen. Seine Schwester deutet an, dass Rosies Koffer in einem alten Abrisshaus gefunden wurde, und Frank kann sich nicht dagegen wehren, er muss in sein altes Leben zurück. Er hat all die Jahre gehofft, dass Rosie irgendwann doch zu ihm findet. Doch nun scheint alles anders.
Zu der zerstörten Hoffnung, als Rosies Leiche gefunden wird, kommt noch der Konflikt mit dem dörflichen, in Franks Augen armseligen, Leben, dem Leben seiner Familie, der Alkoholproblematik, den Vermutungen, dass jemand Rosie etwas angetan hat, damit sie bleibt, dass dieser Jemand aus seiner eigenen Familie stammt. Grausam, als Leser mitzuerleben, wie Frank darunter leidet. Erst recht, als auch sein jüngerer Bruder, der von der örtlichen Polizei – und somit einem Weggefährten und Konkurrenten Franks – als Hauptverdächtiger gehandelt wurde, unter fragwürdigen Umständen stirbt, kann Frank nicht anders, als die Aufklärung in seine Hände zu nehmen.
Nebenher erfährt man auch von Franks Exfrau und seiner Tochter und den Schwierigkeiten, die sich für ihn und sie aus seinem Job als Undercoverermittler ergeben. Und aufgrund der Tatsache, dass Frank vor seiner Herkunftsfamilie seine Frau und Tochter verschwiegen hat. Nichts ahnend, dass seine Schwester den Kontakt schon lange hergestellt hat…
Neben der ganzen Tragik, die für mich den Thrill dieses Buches ausmacht, möchte ich nicht unerwähnt lassen, dass der Sarkasmus Frank Mackeys mir ausgesprochen gut gefallen hat, seine ganze Figur! Vielleicht wird ja hieraus ein Serienermittler, mich würde nämlich schon interessieren, wie sein Lebensweg weiter aussieht, wie er sich entwickelt, bzw. das Verhältnis zu seiner Familie.
Ich will nicht behaupten, dass es sich bei „Sterbenskalt“ um einen reißerischen Krimi handelt. Eher bietet es neben leisen kriminalistischen Elementen – die aber nichtsdestotrotz auf ihre Weise sehr wohl ihr Ziel finden! – auch eine sehr scharfe Kritik an den Zuständen in der Gesellschaft Irlands. Die Arbeitslosigkeit, Trostlosigkeit, sich daraus ergebende Straffälligkeit, häusliche Gewalt, alles das prangert meiner Meinung nach Tana French eindrucksvoll an. Viele Elemente des Buches sind garantiert nicht einfach ihrer Fantasie entsprungen, sondern finden sich in vielen Familiengeschichten Irlands wieder. Allein unter dem Gesichtspunkt ist es ein wahrhaft guter Krimi, der unter die Haut geht.
Vielen lieben Dank an unsere Gast-Rezensentin NiliBine70.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen