Anlässlich der Verfilmung des Romans „Bel-Ami“ von Guy de Maupassant, ist das Buch zum Film bei Insel Taschenbuch - Verlag erschienen. „Bel Ami“ umfasst 415 Seiten, ohne Bilder zum Film. Das Cover ziert das Filmplakat mit Robert Pattinson als Georges Duroy, umgeben von seinen Gespielinnen. Der gleichnamige Film feierte am 17.2.2012 im Rahmen der Berlinale in Berlin Weltpremiere, |
wo ich Gelegenheit hatte den Film zu sehen, und kommt am 3.5.2012 im Verleih von Studiocanal in die deutschen Kinos. Für das Rezensionsexemplar bedanke ich mich auf das Herzlichste. Jetzt möchte ich euch Buch und Film vorstellen.
Die Geschichte handelt von Georges Duroy, einem jungen, mittellosen Soldaten, der nach dem Dienst an der Front in Nordafrika sein Glück im Paris des ausgehenden 19. Jahrhunderts versucht. Georges trifft zufällig einen alten Kameraden, Charles Forestier, der ihm, selbst in guter Position dort, eine Anstellung bei der Zeitung „La Vie Francaise“ verschafft und ihn in die Gesellschaft einführt. Schnell lernt er, wie das Spiel um Manipulation, politische Macht, aber auch gesellschaftliche Stellung funktioniert und dass ihm sein unverschämt gutes Aussehen nicht nur seinen Spitznamen „Bel Ami/Schöner Freund“ beschert, sondern bei denen hilft, die im Hintergrund das Geschehen bestimmen, den Ehefrauen: Madeleine (Frau von Charles und später Georges’ Frau), Clotilde (Georges' Geliebte), und Frau Walter (im Film Rousset; Gattin des Zeitungsherausgebers).
Anfangs noch Spielball, dreht Georges bald den Spieß um, heiratet geschickt und verführt die Ladys, um seinen Aufstieg bei der Zeitung zu sichern und zu Geld, Ansehen und Stellung in der Gesellschaft zu kommen. Doch die Politik ist ein verzwicktes Geschäft. Hilft Georges eben noch durch gezielte Artikel die Regierung zu stürzen, ist er beim nächsten millionenschweren Coup gegen Marokko schon außen vor und hat eigentlich alles verloren. Doch als Sohn einfacher Leute vom Lande weiß Georges, was es bedeutet arm zu sein, und er ist nicht Willens einen einfachen Rang in der Gesellschaft zu akzeptieren. Er ist überzeugt, dass es kein Leben nach dem Tod gibt, in dem alles besser wird, und er will jetzt angemessen leben! Und Walter/Rousset hat eine Tochter...
Der Stoff wurde für die Filmadaption von Declan Donnellan und Nick Ormerod, zwei namhaften britischen Regisseuren aus dem Theaterfach, verschlankt und konzentriert sich ganz auf den Weg seiner Hauptfigur von ganz unten zu Position und Macht in der Society. Durch diese Verschlankung erfährt die Geschichte gleichsam eine Modernisierung. Wären es nicht die Kostüme und die Kutschen, könnte sie auch in der heutigen Zeit spielen, enthält sie doch Parrallelen zur heutigen Star-Kultur.
Im Buch kommt man noch in den Genuss von Duellen, Fechtturnieren und dergleichen. Auch ist die Figur des Georges umfangreicher gezeichnet. Er wird durchaus ein guter Journalist. Sein Verhältnis zu den Frauen wird ebenso ausführlicher dargelegt, wie zum Beispiel seine anfängliche Verehrung und Vergötterung für Madeleine. Insgesamt ist das Sittengemälde der damaligen Zeit viel ausführlicher. Man braucht Muse, um diesen Roman zu lesen, aber es lohnt sich, sich die Zeit zu nehmen. Maupassant kann ganz wunderbar mit Worten malen und sein Werk ist in der Aussage zeitlos.
Die Hauptrolle des Georges ist mit Robert Pattinson besetzt. Er sieht im Kostüm der damaligen Zeit geradezu hinreißend aus, sodass man sehr gut nachvollziehen kann, dass ihm die Damenwelt zu Füßen liegt. Rob vermag als Verführer absolut zu überzeugen – ob als Charmeur oder in den Sexszenen! Was aber wirklich bemerkenswert ist, ist Roberts detailliertes Spiel, seine unglaubliche Mimik, sein Augenausdruck, was die Wandlung des Georges vom unsicheren Nobody zum Global Player so famos verkörpert: von staunend oder bewundernd über Erkenntnis und rasende Wut bis hin zum berechnenden Abschätzen und arroganten Siegerlächeln. Gänsehaut pur!
Aber auch die Damenriege ist ganz reizend besetzt, allen voran Christina Ricci, die als Immer-wieder-Geliebte Clotilde zu überzeugen weiß. Sie begleitet Georges durch alle Höhen und Tiefen und gibt einen wundervollen Gegenpart zu Robert. Auch Uma Thurman und Kristin Scott Thomas sind gut gecastet. Sie verkörpern die berechnende Madeleine und die tugendhafte Verlegergattin hervorragend. Das Zusammenspiel aller ist vom Feinsten und lässt den Zuschauer schnell in das Paris der damaligen Zeit eintauchen und genussvoll dem Ränkespiel folgen.
Mein Fazit: wer es klassich mag, sollte unbedingt mit Muse das Buch lesen. Wen eine moderne Inszenierung nicht schreckt und wer Mr-Sexiest-Man-On-Earth in Aktion erleben möchte, der muss unbedingt in den Film gehen. Bei beidem kommt man auf seine Kosten! Ich empfehle dringend beides!
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